Illegaler Elfenbeinhandel in der EU: Aktivist*innen fordern Handelsverbot

Untersuchungen der Politikplattform Avaaz beweisen: Es gibt illegalen Elfenbeinhandel in der EU. Die Kommission gibt das erstmals zu.

Ausstellung der illegal gehandelten Produkte aus Elfenbein vor der Europäischen Kommission

Elfenbein, auch in Brüssel: Eine Ausstellung der illegal gehandelten Produkte vor der EU-Kommission Bild: avaaz

BERLIN taz | Aktivist*innen von Avaaz haben am Dienstag direkt vor der EU-Kommission in Brüssel illegal gehandelte Produkte aus Elfenbein präsentiert. Damit will die Politikplattform Druck auf die EU für ein umfassendes Verbot des Elfenbeinhandels aufbauen.

Die Produkte, vor allem Statuen und Messer, hatte Avaaz über Handelsseiten im Internet in zehn EU-Ländern eingekauft. Danach ließen sie sie an der Universität Oxford nach ihrem Alter untersuchen. Das Ergebnis: drei Viertel der Produkte wurden fälschlicherweise als sogenanntes antikes Elfenbein ausgegeben – und damit illegal gehandelt. „Die Studie liefert handfeste Beweise dafür, dass illegales Elfenbein in ganz Europa verkauft wird“, sagte Bert Wander, Kampagnendirektor bei Avaaz. Bei der Aktion in Brüssel übergab er die Studie auch dem zuständigen EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.

Die EU Kommission hatte bis zur Veröffentlichung der Studie keine Hinweise auf illegalen Elfenbeinhandel in der EU gesehen. Auf Anfrage der taz räumt sie nun ein, dass es ihn gibt. Ein Sprecher bekräftigt, die Kommission werde die Erkenntnisse aus der Studie von Avaaz aufnehmen. Sie erarbeitet zurzeit neue Regelungen für den Elfenbeinhandel. Im übrigen verweist sie auf ihr weltweites Engagement gegen Wilderei und für den Artenschutz.

Elfenbeinhandel nach 1990 weltweit verboten

Erlaubt und unkontrolliert ist nach den EU-Regeln der Handel mit „antikem“ Elfenbein, das vor 1947 verarbeitet wurde. Elfenbein aus der Zeit von 1947 bis 1990 darf nur mit Herkunftsnachweis verkauft werden. Der Handel mit Elfenbein von Elefanten, die nach 1990 getötet wurden, ist weltweit verboten.

Die meisten Verkäufer*innen des von Avaaz untersuchten Elfenbeins umgingen die Regeln, indem sie ihre Produkte als antikes Elfenbein ausgaben. Dabei stammte über die Hälfte der Waren aus der Zeit zwischen 1947 und 1989 – wurde aber als älter deklariert. Gut ein Viertel stammte von Elefanten, die in der Zeit des absoluten Handelsverbots umgebracht wurden.

Gemäß der Einschätzung Bert Wanders fördert die EU mit dem unkontrollierten Verkehr von „antikem“ Elfenbein auch den globalen Schwarzmarkt: Hehler*innen könnten demnach Elfenbein als antik ausgeben, ohne Kontrollen in die EU importieren und später weltweit weiterverkaufen. So sei die EU zum Umschlagplatz für „gewaschenes“ Elfenbein geworden.

Avaaz fordert ein vollständiges Verbot des Elfenbeinhandels. Für die nächsten Schritte auf europäischer Ebene sieht die Plattform Großbritannien als Vorbild: Dort herrscht ein allgemeines Handelsverbot für Elfenbein mit klar geregelten Ausnahmen. Andere Länder wie China und die USA haben den Elfenbeinhandel in letzter Zeit ebenfalls verboten oder stark eingeschränkt.

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