Katrin Bettina Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Sind Schatten immer schwarz? Können sie nicht einmal auch gelb oder pinkfarben sein? In der Kunst zumindest geht das, und das ist gleich mehrfach zu sehen in der Galerie Nord in Moabit, die noch bis zum Wochenende Werke der Künstlerinnen des Goldrausch Projekts beherbergt. Die Malerin Anja Gerecke verbindet farbige Flächen auf Papier, auf der Wand und auf Farbträgern, die an die Wand gelehnt sind, so, dass der Schatten einer dunkelgrünen Fläche gelb darunter hervorzuleuchten scheint. Auch bei den Skulpturen von Janine Eggert, die Maschinenteile modellhaft vergrößert, spielt sich zwischen Wand und Objekt, da, wo eigentlich die Schatten wohnen, etwas seltsam Farbiges ab, das den dinghaften Charakter ihrer Skulpturen verstärkt. Beide gehören zu den fünfzehn Künstlerinnen, die mit dieser Ausstellung ihr Jahr in dem Weiterbildungsprojekt Goldrausch abgeschlossen haben. Wieder ist ihnen unter dem schönen Titel „Rita, sagen Sie jetzt nichts!“ eine Präsentation gelungen, in der ihre unterschiedlichen Konzepte gut aufgehoben sind. Direkt eine Hommage an die Lage der Galerie, die Turmstraße in Moabit, ist die Camera Obscura, die Timea Anita Oravecz in einer der Eingangstüren installiert hat: Die Bäume, die Busse, die Fußgänger, alles steht kopf im weich projizierten Bild, ist so nah und wirkt doch staunenswert fern. Auf die vielen Geschäfte der Straße lässt sich die Installation von Dafni Barbageorgopoulou beziehen, die aus Buchstaben ausrangierter Ladenschilder und Reklame gebaut wurde: Einfacher und poetischer lässt sich kaum von wirtschaftlichen Umbrüchen erzählen. Diese Buchstabenskulptur passt hervorragend neben die Lautgedichte von Hanne Lippard. Die wird übrigens zur Finissage der Ausstellung, am Samstag ab 17 Uhr, in einer Performance den Raum, den die Wörter ihrer Gedichte in sich tragen, ausloten.

■ „Rita, sagen Sie jetzt nichts!“ Kunstverein Tiergarten/Galerie Nord, Turmstraße 75, 10551 Berlin, bis 13. 10., Di–Sa 13–19 Uhr ■ Finissage: 13. Oktober ab 17 Uhr, Performance von Hanne Lippard: 17.30 Uhr