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Sprachkünstlerin auf Spurensuche

Dem literarischen Kleinplaneten nachgereist: Felicitas Hoppe liest in Kiel aus „Prawda“

Von Alexander Diehl

lfPetrow“ oder, genauer, „3668IlfPetrow“: So heißt seit seiner Entdeckung durch die sowjetische Astronomin Ljudmila Georgijewna Karatschkina im Jahr 1982 ein Kleinplanet. Ilf und Petrow, das waren die 50 Jahre früher enorm erfolgreichen sowjetischen Schriftsteller Ilja Ilf und Jewgeni Petrow: Die hießen eigentlich noch mal ganz anders und hatten 1928 mit der Satire „Zwölf Stühle“ einen etliche Male verfilmten Hit gelandet – den das (post-)sowjetische Publikum erst 1997 unzensiert lesen durfte.

Die Prawda war’s, für das die beiden 1935/36 die USA, mehr als zehntausend Meilen in 60 Tagen, von Ost nach West und von Südwest wieder nach Ost reisten. „Prawda“ heißt wiederum das Buch, das Felicitas Hoppe über Ilf und Petrow geschrieben hat (Verlag S. Fischer, 320 S., 20 Euro) und für das sie selbst die „Amerikanische Reise“ nachvollzog.

So eine Unternehmung muss heute, klar, unter ganz anderen Vorzeichen stehen – andererseits: Vielleicht gab es schon Zeiten, die sich deutlicher unterschieden von jener vor dem nächsten Welt- und dann Kalten Krieg als heute, da diverse mehr oder minder etablierten Demokratien zu ermatten scheinen?

Unter den Händen Hoppes nun, die sich schon bei Recherche und Schreiben über die Schulter schauen ließ (3668ilfpetrow.com), gerät daraus kein Reisebericht und auch keine Reportage. Ein höchst literarisches, mehrfach gebrochenes, auch mal aufs Närrische angelegtes Schreiben ist das, und die Reise ist nicht zuletzt wohl – eine innere. Jetzt ist die Büchnerpreisträgerin in der Reihe „Sprachkunst“ der Kieler Kunsthochschule zu Gast: Den Abend moderiert Muthesius-Präsident Arne Zerbst.

Di, 10. 7., 20 Uhr, Kiel, Muthesius-Kunsthochschule, Kesselhaus. Eintritt frei

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