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berliner szenenOpa ist voll analog, sagt das Kind

Am Sonntagmorgen telefoniere ich mit meinem Vater. Wir sprechen über seinen Bouleverein, über Arzttermine und Tagespolitik. Mein Vater ist 86 und lebt auf dem Land, aber ist durch Fernsehen und Printmedien gut über aktuelle Themen informiert. „Ich frage mich manchmal: Ist mein Leben eigentlich nur analog oder auch digital“, sagt er beiläufig. Da er weder Smartphone noch PC besitzt und das Internet nur vom Hörensagen kennt, amüsiert mich diese Überlegung. Das Kind lacht sich schlapp, als ich ihm davon erzähle: „Opa ist voll analog!“ Er selbst ist altersgemäß komplett digital und zudem total technikgläubig.

Nachmittags komme ich verschwitzt aus dem Schrebergarten. Es ist brütend heiß. „Kommst du mit ins Freibad?“, frage ich das Kind, das in unserer Altbau-Erdgeschosswohnung auf dem Sofa chillt. „Nee, is mir zu kalt“, sagt er knapp. Wir diskutieren ein bisschen hin und her, dann schaut er auf sein Smartphone. „Krass, draußen sind 27 Grad“, sagt das Kind. Zwanzig Minuten später sind wir im Wasser.

Einige Tage später treffe ich ihn mit einer Flasche Bier auf dem Balkon. Eigentlich kontrolliere ich nicht, wofür mein Kind sein Taschengeld ausgibt, aber jetzt bin ich alarmiert. Ich meine, hallo, das Kind ist zwölf. „Was trinkst du da?“, frage ich bemüht neutral. „Beck’s Blue“, sagt das Kind. „Ich darf das.“ Und erklärt, dass es an der Rewe-Kasse ein System gibt, das bei alkoholischen Getränken piept. „Die Kassiererin hat gesagt, alkoholfrei darf ich kaufen.“ – „Aber nicht trinken“, sage ich und erkläre den Unterschied zwischen der piependen Kasse und meinem Erziehungsauftrag. „Nur weil Cola nicht piept, heißt das nicht, dass du jeden Tag drei Liter davon trinken darfst.“ Heimlich wünsche ich mir, sie würden dieses System massiv ausweiten. Das würde Eltern viel erleichtern. Gaby Coldewey

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