: Bio-Büffet für die ganze Familie
Ein neuer Leitfaden soll OrganisatorInnen helfen, Veranstaltungen in Bremen nachhaltiger und fairer zu machen. Erstellt hat ihn das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung
Von Jean-Philipp Baeck
Sogar das Parkhotel habe man letztlich zu einem komplett ökologisch und regional produzierten Essen überreden können, erzählt Bremens Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) über die Organisation der Umweltministerkonferenz, die Bremen gerade Anfang Juni ausgerichtet hatte. Zudem gab es Öko-Kugelschreiber und Veranstaltungsorte, die möglichst zu Fuß zu erreichen waren. All das sind Details einer Veranstaltungsorganisation, die nebensächlich erscheinen, für den Senator aber wichtig sind – oder vielmehr: vorbildhaft.
Denn am Montag sitzt er in den Räumen des Bremer Informationszentrums für Menschenrechte und Entwicklung (BIZ) und stellt dort einen neuen Leitfaden vor, bei dem es eben genau darum gehen soll, wie man Veranstaltungen und Events nachhaltig und fair gestalten kann.
Ob die Heiztechnik eines Konferenzsaales klima- und ressourcenfreundlich ist, ob Caterer veganes oder biologisches Essen anbieten oder ob Angebote des Rahmenprogramms auch barrierefrei sind – für diese und weitere Aspekte bietet der Leitfaden Informationen und eine Checkliste. Erstellt haben ihn MitarbeiterInnen des BIZ, gefördert von Lohses Ressort und aus Bundesmitteln.
Die kostenlose Broschüre richte sich vor allem an Vereine und öffentliche Veranstalter von Tagungen, Seminaren und Konferenzen, aber auch an Menschen, die eine Familienfeier planen, sagt Projektleiterin Randy Haubner. „Wir haben Veranstaltungen in der Größe von zehn bis 100 Menschen vor Augen“, sagte Haubner.
„Konsumentscheidungen hier haben Auswirkungen im globalen Maßstab“, sagt die Geschäftsführerin des BIZ, Gertraud Gauer-Süß. Anbieter mit nachhaltigen Produkten zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen. Für den Leitfaden hätten die MitarbeiterInnen auch die Erfahrungen aus der Organisation eigener Veranstaltungen zusammengetragen. Orientiert haben sie sich an einem entsprechenden Leitfaden des Umweltbundesamtes.
Dass Nachhaltigkeit nicht unbedingt teurer sein müsse, dafür könne unter anderem die Umstellung der Verpflegung in den Kitas ein Beispiel liefern, erklärt Lohse. In einer Pilotphase in drei Kitas habe man es durch die Reduzierung des Fleischanteils geschafft, das Essen umzustellen, ohne dass es dadurch teurer wurde. „Am wichtigsten ist meistens die Bereitschaft“, so Lohse. Bremen hatte im Februar beschlossen, die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen auf Bio-Lebensmittel umzustellen.
Ein Aspekt in der Checkliste des Leitfadens sind mögliche Ausgleichszahlungen für verursachte Treibhausgase. Für Reisen sei das in seinem Umweltressort bereits die Praxis, sagt Lohse. Auch die anderen Senatsressorts hätten nun beschlossen, den CO2-Ausstoß zu kompensieren.
Aber: Was nützen all diese Überlegungen eigentlich, wenn etwa in Berlin Kohlefreunde und in den USA Klimawandel-Leugner regieren? „Entweder man wird depressiv“, sagt Senator Lohse, „oder, wenn die Politik es top-down nicht schafft, muss man es bottom-up umsetzen.“
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