: Revival der Seele
Seele ist nie verkehrt in der Musik. Weiß man ja. „Âme“ ist das französische Wort für Seele, und Âme sind auch eine Größe des Berliner House: Frank Wiedemann und Kristian Beyer betreiben seit gut 15 Jahren ein Projekt gleichen Namens, das für zahlreiche Clubhits verantwortlich zeichnet. Wiedemann hat zudem gemeinsam mit Ry X die viel beachtete Band Howling. Als Âme haben die beiden zwar schon ziemlich viel gemacht, aber ein ganzes Album hatten sie bislang noch nicht aufgenommen. Dies holen sie jetzt mit „Dream House“ nach. Und das Warten auf den Longplayer hat sich gelohnt. Was man feststellt: Insbesondere Kollaborationen können Âme gut. Ob das folk-angehauchte „The Line“ mit Matthew Herbert, das clubbige „Gerne“ mit Gudrun Gut, der Autotune-Pop-Kracher „Blind Eye“ mit Planningtorock, das sphärische „Deadlocked“ mit Hans-Joachim Roedelius oder der Indietronica-Hit „Give Me Your Ghost“ mit Jens Kuross, all diese Stücke haben ihre sehr eigenen Qualitäten. Die anderen sechs Tracks bewegen sich zwischen Ambient, House und Electronica und halten ein bemerkenswert hohes Level. Gutes Album.
Wo doch eigentlich alle Musikgenres irgendwann ihr Revival erleben, hätte auch der Thrash Metal mal so ein kleines Wiederaufflammen verdient. Genau, dieses Metalgenre, das dem Skatepunk und Hardcore noch am nächsten war und dem zum Beispiel Kreator und Slayer in ihren Hochzeiten zu Berühmtheit verhalfen. Die Berliner Band Space Chaser gehört hierzulande zu den aktuell besten Bands dieser Spielklasse. Auf dem neuen Split-Release mit der niederländischen Band Distillator unterstreichen sie dies erneut. Fünf neue Stücke, die knallen, technisch perfekt und top produziert sind. Da stimmt von der Doublebass an den Drums bis zu Gesang und Komposition so ziemlich alles, man hat nach „Dead Sun Rising“ (2016) noch mal einen Schritt nach vorne gemacht. Für alte Negative-Approach-Fans gibt es zur Krönung noch eine Coverversion des Hardcore-Klassikers „Tied Down“ – macht Spaß. Spaß machen auch die Thrash-Kollegen Distillator, die weitere fünf Stücke beisteuern. Runde Sache. Man sollte sowieso wieder mehr Metal hören. Jens Uthoff
Âme:“Dream House“ (Innervisions/ Muting The Noise)
Space Chaser/Distillator – Split LP (This Charming Man Records)
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