: Bienensterben am Bienentag
In Steinburg geht die Seuche um: Ein Bienenstand ist an der Amerikanischen Faulbrut erkrankt, die den Bienennachwuchs tötet und sich rasant verbreitet. Helfen soll ein Sperrbezirk, der ist wohl aber zu klein
Von Cara Westerkamp
„Faulbrut“ – das hört sich an wie eine Beleidigung, die sich 15-Jährige auf dem Schulhof an den Kopf werfen. In Wahrheit handelt es sich dabei aber um etwas ziemlich Ernstes: Die Faulbrut ist eine Seuche, die Bienenvölker befällt und komplett ausrotten kann. Die amerikanische Faulbrut, eine besonders bösartige Form der Faulbrut, wurde am Montag in einem Bienenstand in Steinburg im Kreis Stormarn entdeckt.
Der Erreger Paenibacillus larvae, ein sporenbildendes Bakterium, tötet die Larven und zersetzt sie zu einer schleimigen Masse, die sich als brauner Schorf auf den Deckeln der Waben erkennen lässt. Für die Biene ist die Seuche ungefährlich, für die Bienenbrut jedoch fatal: Sie wird durch die Faulbrut komplett vernichtet. Auch für die Imker hat es Folgen. „Der Bienenstand muss dann entweder komplett verbrannt werden oder saniert. Es kommt immer darauf an, wie der Imker gearbeitet hat“, sagt Manfred Hederer vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund.
Weitergetragen wird die Seuche durch Bienen, die die Sporen beim Reinigen der Zellen aufnehmen. „Die stärkeren Bienenvölker beginnen dann die schwächeren auszurauben, und dann verteilen sich die Sporen in der gesamten Umgebung“, sagt Hederer. Auch über Honig aus befallenen Imkereien wird das Bakterium übertragen.
Der Landrat in Stormarn befürchtet auch wirtschaftlichen Schaden, sollte sich die Seuche ausbreiten. Den Extremfall des Bienensterbens simulierte jetzt ein Supermarkt in der Nähe von Hannover. Für einen halben Tag nahm der Discounter alle Lebensmittel aus dem Sortiment, die direkt oder indirekt von Bienen abhängig sind. Zur Überraschung der Kunden fehlte an diesem Tag nicht nur Honig in den Regalen, sondern über die Hälfte aller Produkte. Mohrrüben, Mandeln, Müsli.
Um in Steinburg eine Verschleppung der Seuche zu verhindern, wurde das Gebiet in einem Umkreis von drei Kilometern zum Sperrbezirk erklärt. Eigentlich zu wenig: „Die Bienen fliegen bis zu fünf Kilometer, um Futter zu suchen“, sagt Hederer. Im Sperrbezirk müsse jedes Bienenvolk nun von einem Amtstierarzt untersucht werden, heißt es in einer Mitteilung des Landkreises. Außerdem dürften weder neue Bienenvölker hingebracht, noch Bienenvölker innerhalb des Sperrbezirkes bewegt werden. Nichts dürfe aus den Bienenständen entfernt werden. Stillstand in Steinburg, bis es wieder summt.
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