: Subtile Dramen
Notizbuch: Kämpfe zwischen Lektoren und Verlegern
Getarnt als eine Art Nachruf auf den Literaturtheoretiker Gérard Genette hat Raimund Fellinger, Cheflektor bei Suhrkamp, auf logbuch-suhrkamp.de einen klitzekleinen Einblick in die Anerkennungskämpfe gegeben, die in unseren Literaturverlagen alltäglich, nun ja, toben; von diesen subtilen Dramen dringt ja viel zu wenig in die Öffentlichkeit. Und zwar wollte Fellinger offenbar Genettes Buch „Paratexte“ Ende der 80er ins Programm heben, scheiterte aber am Verleger Siegfried Unseld. Drei mögliche Gründe für das Veto deutet Fellinger an: Skepsis gegenüber dem Strukturalismus, Genettes damalige Unbekanntheit und vor allem „die Aussicht, im eigenen Verlag eine Theorie der Lektorentätigkeit und Autorenaktivität zu präsentieren“. Platt gesagt: Lektoren von Handwerkern zu Autoren aufzuwerten ging Unseld gegen den Strich. Sehr subtil die Rache des Lektors: Er rezensiert das dann zunächst in einem anderen Verlag erschienene Buch in der FR und lobt es über den grünen Klee. Hübsch, oder? (drk)
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