piwik no script img

Energetisch und engagiert

Mit 82 Jahren legt Altmeister Ebo Taylor ein großes Album vor – „Yen Ara“ macht deutlich, welch weiten Weg er im Laufe seiner Karriere gegangen ist

Von Ole Schulz

„No one wants to be poor“, singt Ebo Taylor zu einer feinen Perkussion und satten Bläsern, während ihm der Chorus in der Fante-Sprache antwortet, dass Armut schmerzhaft sei. Dann greift eine Trompete seinen Gesang auf, bevor Taylor seine Botschaft unterstreicht: Strengt euch an, sonst endet ihr noch in Armut.

Dass Taylor gleich im Einstiegssong „Poverty no good“ Fante, Pidgin und Englisch benutzt, ist charakteristisch für sein neues, beeindruckendes Album „Yen Ara“. Das greift auch musikalisch diverse Stile auf, mischt Folklore mit Afro-Funk und Highlife mit Afrobeat und Jazz. Erstaunlich ist vor allem, was für ein energetischer Mix dem ghanaischen Gitarristen und Sänger, Komponisten und Arrangeur mit seinen inzwischen 82 Jahren gelungen ist.

Über 60 Jahre im Geschäft

So treibend wie das Album beginnt, geht es auch weiter: „Mumudey Mumudey“ ist eines von mehreren neu interpretierten Tradtionals im Call-and-Response-Stil, auf dem zwischendurch Taylors perlendes Gitarrenspiel hervorsticht. Ihm folgt der rasante, rhythmisch vertrackte „Krumandey“. Gedrosselt wird das Tempo erst im vierten Song, „Aboa Kyirbin“ – einem souligen Mid-Tempo-Afrobeat.

Ebo Taylor ist eine lebende Legende und schon über 60 Jahre im Geschäft. In den 1960er Jahren hatte er in London gemeinsam mit Fela Kuti an der renommierten Eric Guilder School of Music studiert und danach unter anderem mit C. K. Mann und Pat Thomas zusammengearbeitet. Anders aber als etwa der Afrobeat-Drummer Tony Allen, der sich in Paris niederließ, ist Taylor zurück in seine Heimat Ghana gegangen.

In seinem Wohnort Saltpond hat er nun Musiker für das neue Album zusammengetrommelt, die bisher international noch nicht in Erscheinung getreten sind und die Taylor als Saltpond City Band präsentiert. Darunter sind mit Henry and Roy Taylor (Perkussion und Piano) zwei seiner Söhne – und mit Long John Ntumy (Trompete) und Benjamin Osabotey (Posaune) eine fantastische Bläsersektion, deren Arrangements aus Taylors Feder stammen.

Live im Amsterdamer Electric Monkey Studio eingespielt, ist das Album beim britischen Label Mr Bongo erschienen, das bereits im Vorjahr eine Platte neu aufgelegt hat, die Taylor Anfang der 70er Jahre mit der 12-köpfigen Band The Pelikans aufnahm. Wenn man sein neues Studioalbum im Vergleich zu den alten Rocksteady-inspirierten Songs hört, wird deutlich, welchen weiten Weg Ebo Taylor seither gegangen ist.

„Aba Yaa“!

Abgerundet wird „Yen Ara“ durch den beschwingten Abschlusssong „Aba Yaa“, dessen Melodie einem nicht mehr aus dem Kopf geht: Am Beispiel von Auntie Lizzy, die zwar die Schule besucht habe und dennoch den lokalen Dialekt Fante nicht beherrsche, betont er darin die Bedeutung von Traditionen für die eigene Identität. Dazu sei es auch unerlässlich, hat Taylor unlängst in einem Interview gefordert, dass die Regierung Ghanas ihre fatale Entscheidung rückgängig mache, den Musikunterricht an den Schulen zu streichen.

Ebo Taylor: „Yen Ara“ (Mr Bongo/Harmonia Mundi) & Ebo Taylor and The Pelikans (Mr Bongo/Harmonia Mundi) | live: 30. 5. Wiesbaden, 1. 6. Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen