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das portraitArfst Wagner will grün bleiben, aber nicht bei den Grünen

Verlässt die Grünen, die er bis vor sieben Monaten noch führte: Arfst Wagner Foto: dpa

Und dann ist es irgendwann einfach genug: Er sei „Schritt für Schritt kalt gestellt“ worden, sagt Arfst Wagner. Deshalb ist der frühere Landesvorsitzende der Grünen in Schleswig-Holstein, der im Oktober 2017 nach zwei Jahren an der Parteispitze knapp gegen den Newcomer Steffen Regis verlor, jetzt aus der Partei ausgetreten. „Diese Spielchen habe ich nicht mehr nötig“, sagt der 64-Jährige. „Ich bin eben kein Machtpolitiker.“

Nur um Inhalte gehe es ihm, sagt Wagner, um das Zukunftslabor und das bedingungslose Grundeinkommen. Aber in diesen Fragen sei die Öko-Partei im hohen Norden „gespalten“, beklagt der pensionierte Waldorf-Lehrer, seine Gegner hätten ihn in seinen Möglichkeiten beschnitten. Namentlich will er die Gegner nicht benennen, aber dass er den neuen Landesvorstand meint, ist offensichtlich. „Wir bedauern seinen Austritt politisch und menschlich“, sagt die seit Oktober amtierende Chefin Ann-Kathrin Tranziska. Aber trotz vieler Gespräche habe man mit Wagner „keine Basis gefunden“, auf der er sein Lieblingsthema beackern könne.

In den Koalitionsvertrag des Jamaika-Bündnisses vom vergangenen Sommer hatte Arfst federführend ein „Zukunftslabor“ hineinverhandelt, in dem gemeinsam mit Experten Modelle wie Bürgergeld oder bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) diskutiert werden sollten. Auf einer Konferenz Ende Mai soll das Thema erstmals größer diskutiert werden, sagt Tranziska, Hauptredner sei der grüne Star Robert Habeck, ein Befürworter des Grundeinkommens. Wagner sollte einen Workshop moderieren.

Das sei ihm zu wenig, sagt Wagner. Er lasse sich nicht gleichzeitig „mundtot machen und benutzen“. Mit seiner Wahlniederlage vor einem halben Jahr habe sein Schritt nichts zu tun, versichert Wagner, er sei nicht beleidigt. Zu der Frage, wie es jetzt mit Wagners Herzensthemen weitergehe, sagt Tranziska: „Das Thema BGE, das stark mit ihm verknüpft wird, werden wir selbstverständlich weiter bearbeiten und würden uns über seine Unterstützung freuen“.

Wagner aber will seine Anliegen nun außerhalb der Partei weiterverfolgen. Er sei jetzt „parteiloser BGE-Aktivist und Kreativforscher“, sagt er und fügt hinzu: „Innerlich bleibe ich grün.“

Sven-Michael Veit

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