Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Diese Spielstätte ist nicht sehr heimelig: eine Friedhofskapelle in der Boxhagener Straße. Seit 2006 wird hier Theater gespielt, und als nächstes steht „Schreien der Lämmer“ auf dem Plan – frei nach dem berühmten Film, der hier aber offenbar nicht so ganz ernst genommen wird. Denn neben dem Menschenvertilger Hannibal Lecker (ja, so schreibt man das hier) treten auf: Buffalo Bill Laden sowie eine vegane Lämmerretterin aus dem Osten. Als Regisseurin ist Susann Neuenfeldt verantwortlich. Premiere dieser Farce über die Moral des Essens, Verschlingens und Einverleibens in der Theaterkapelle ist Freitag. Die Moral steht auch im Zentrum der zweiten Edition des Monologfestivals, das der Theaterdiscounter ab Donnerstag veranstaltet. Im Zuge dessen präsentieren elf illustre Mitmacher aus der freien Szene eigens für das Festival entworfenen Performances: darunter Milo Rau und sein Institute for Political Murder, der Schweizer Performer Boris Nikitin, oder die Kollektive bigNotwendigkeit und andCompany&Co. „Jenseits von Gut & Böse“ ist das Festival überschrieben, das sich diesmal auf Fragen der Zusammenhänge von Ethik und Glück in einer Gesellschaft konzentriert. Mit einem Monolog tritt ab Samstag im Haus der Berliner Festspiele auch der Schauspieler Fabian Hinrichs an, einem abendfüllenden, wie das Festival „Foreign Affairs“ versichert. Autor ist er selbst und musikalisch unterstützt wird die biografisch inspirierte Suada von Jakob Ilja von Element of Crime und einer dreiköpfigen Band. In der Neuköllner Oper bittet am Samstag die Europäische Gemeinschaft für Kulturelle Angelegenheiten zur nächsten Ausgabe der Europäischen Depeschen. Aus dem politisch immer weiter nach rechts driftenden Ungarn berichten die Schriftstellerin Esther Kinsky und der junge Regisseur Márton Gulyás, seit 2010 Leiter des Theaters Kreaktör.

■ „Schreien der Lämmer“: Theaterkapelle, Fr.–So.

■ Monologfestival: Theaterdiscounter, 18.–28. Oktober

■ Fabian Hinrichs: Haus der Berliner Festspiele, Sa.–Mo.

■ Europäische Depeschen: Neuköllner Oper, Sa., 16 Uhr