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Pech und Pannen

Seit Willy Brandt gab es in der SPD viele Flops an der Spitze

Von Gunnar Hinck

Andrea Nahles bringt ein Kapital mit, das vielen ihrer Vorgänger fehlte: Sie kennt die SPD durch und durch, und sie weiß um die Tricks, die man draufhaben muss, um auf dem Posten zu bestehen. Immerhin, denn die SPD-Vorsitzenden-Chronik der vergangenen 30 Jahre liest sich wie ein Pleiten, Pech und Pannen.

1987 endete die Zeit der unangefochtenen Partei-Patriarchen. Damals warf Willy Brandt überraschend hin, weil der Vorstand seine Kandidatin für den Posten des Parteisprechers nicht akzeptierte. Kaum zu glauben, dass die Amtszeit der Jahrhundertfigur Brandt wegen einer vergleichsweise unwichtigen Personalie endete. Bis dahin zählte die Partei inklusive Brandt nur drei Vorsitzende. Seitdem und bis gestern wählte die SPD sage und schreibe elf Vorsitzende; dazu kommen drei kommissarische Vorsitzende.

Zur Pleiten-Chronik gehören Parteiintrigen und Missverständnisse. Oskar Lafontaine kandidierte 1995 überraschend, aber erfolgreich gegen den damaligen Vorsitzenden Rudolf Scharping. Die Amtszeit von Gerhard Schröder war nichts anderes als ein grandioses Missverständnis. Schröder hatte sich in Wirklichkeit nie für die Partei und ihre Befindlichkeiten interessiert; sie war ein reines Mittel für ihn, um seine Politik als Kanzler durchzusetzen. Schröder, der begabte Schauspieler, konnte auf Parteitagen auf Knopfdruck die Gefühle der Traditionspartei bedienen – um wenig später kühl mit Rücktritt zu drohen, wenn die Partei ihm nicht folgen würde.

Der Brandenburger Matthias Platzeck wurde 2005 so wie Martin Schulz wie ein Messias gefeiert; Delegierte bekamen bei seiner Rede feuchte Augen. Nur wenige Monate trat er aus Gesundheitsgründen zurück – aber auch aus Überforderung. Es ist kurios, dass sich die Funktionärspartei SPD bei der Chef*innen-Wahl so oft von Gefühlen leiten lässt – und genauso oft danebenlag.

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