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St. Pauli stoppt freien Fall

Beim 3:0 gegen Greuther Fürth bietet der FC St. Pauli sein bestes Heimspiel der Saison und verschafft sich etwas Luft im Abstiegskampf. Doch gerettet sind die Hamburger nicht

Von Marco Carini

Den Spielern stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Aus diesem Spiel können wir Selbstbewusstsein für die letzten beiden Partien tanken“, freute sich ein völlig erschöpfter Abwehrchef Lasse Sobiech kurz nach dem Abpfiff. Nach sieben sieglosen Spielen in Folge und dem Absturz in den Tabellenkeller hatte der FC St. Pauli in der gerade beendeten Partie ein Lebenszeichen gesendet und dem Abstiegskonkurrenten Greuther Fürth beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance gelassen. Der Lohn: Drei Spieltage vor dem Saisonende verlassen die Hamburger Relegationsrang 16 und haben nun zumindest ein dünnes Zwei-Punkte-Polster zu den Abstiegsplätzen.

In der Woche zuvor hatte Trainer Markus Kauczinski alles versucht, den Fokus der Spieler auf das entscheidende Abstiegsduell zu richten. Die Fans wurden vom Training ausgeschlossen, die Spieler bekamen Interviewverbot. Fast schon verzweifelte Maßnahmen eines Trainers, der bei einer weiteren Niederlage seinen Platz an der Seitenlinie wohl hätte räumen müssen. Spätestens nach der Niederlage in Regensburg am vorigen Wochenende waren die Stimmen im Verein lauter geworden, die forderten, Ex-Trainer Ewald ­Lienen, der das Team schon zweimal vor dem Abstieg bewahrt hatte, müsse für die letzten Partien übernehmen.

Auf den Platz schickte Kauczinski am Samstag dann vor allem Spieler, deren kämpferische Qualitäten bekannt sind, auch wenn ihre Beziehung zum Spielgerät keine symbiotische ist: Bernd Nehrig und Jan-Philipp Kalla im Mittelfeld, Dimitrios Diamantakos im Sturm. Und der in der Winterpause aus Bochum verpflichtete Grieche war es auch, der mit einer Direkt­abnahme nach einem Eckball bereits nach sieben Spielminuten den Führungstreffer erzielte – seinen ersten für den Club.

„Danach haben wir uns in einen Flow gespielt“, befand nach der Partie Torwart Robin Himmelmann, der nur nach einem verunglückten Rückpass von Christopher Avevor einmal sein ganzes Können aufbieten musste, um den Ausgleich zu verhindern. Gepusht vom Publikum, das die Mannschaft nach längerer Frustphase wieder einmal bedingungslos unterstützte, spielte sich das Team in einen kleinen Rausch, gewann die meisten Zweikämpfe und kombinierte gefällig.

Der Lohn: Noch vor der Halbzeit erhöhte der für den an den Adduktoren verletzten Spielmacher Christopher Buchtmann eingewechselte Johannes Flum auf 2:0. Nach der Pause traf Richard Neudecker mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel zum 3:0-Endstand.

Bei einer weiteren Niederlage hätte Trainer Markus Kauczinski seinen Platz wohl räumen müssen

Bei ihrem bislang höchsten Saisonsieg ließen die Hamburger zudem keinen einzigen gefährlichen Angriff der schwachen Fürther mehr zu. „Alle haben sich reingeknallt bis zum Schluss“ würdigte Kauczinski dann auch vor allem die kämpferische Leistung seines Teams. Spieler wie Nehrig und Mats Möller-Daehli, die gesundheitsbedingt zuletzt kaum hatten trainieren und sich Fitness erarbeiten können, mussten nach Luft pumpend und von Krämpfen geschüttelt in der zweiten Halbzeit ausgewechselt werden. „Wir wollten den Sieg um jeden Preis“, benannte Kalla das Erfolgsrezept, der 78 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und immer wieder mit rustikalen Grätschen alles traf, was sich bewegte – inklusive des Balls.

Einen Sieg aus den ausstehenden zwei Spielen braucht der Hamburger Zweitligist nun noch, um den Absturz in Liga drei sicher zu vermeiden. Das wäre von fast existenzieller Bedeutung, denn nur in der Zweiten Bundesliga lassen sich die Verbindlichkeiten, die durch den Neubau des Stadions entstanden sind, weiter abtragen und die Aufwendungen für den geplanten Ausbau von Trainingsgelände und Nachwuchsleistungszentrum finanzieren.

Auch für die Kaderentwicklung wäre der Klassenerhalt wichtig: Nur knapp die Hälfte der Mannschaft besitzt einen gültigen Vertrag für die Dritte Liga, die Leistungsträger aber wären weg.

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