: Weisheit & Wohltat
Höchste Zeit, dass das neue Album der Rockhelden von Odd Couple hier endlich Erwähnung findet! „Yada Yada“ heißt es – ist bereits Mitte März erschienen und hat textlich jede Menge Weisheiten parat, die für den Alltagsgebrauch geeignet sind. Der Titeltrack „Yada Yada“ ist da ganz weit vorne, zu groovenden Rockriffs stellen die Wahlberliner mit ostfriesischem Migrationshintergrund darin fest: „An deinem eigenen Weg/ führt kein Weg dran vorbei“, ehe sie in „Katta“ wissen lassen, dass sie „auf Stagnation nicht klarkommen“ und in „Gib mir das“ erkennen müssen, dass am Ende doch nur Romantik hilft: „Du weißt, wer mein liebstes Mädel ist“, singen sie da.
Eine solch angenehme Lakonie zieht sich durch die Texte aller neun Songs, und gut hörbar ist das Ganze auch noch: Rockspielarten wie Kraut-, Stoner- und Spacerock werden gepflegt, das zum Trio angewachsene Odd Couple (wird es da nicht Zeit für eine Umbenennung?) hat dabei Spaß an Stimmeffekten, Wah-Wah-Synthies und entfremdeten Zitaten aus der Popgeschichte. Wobei dieser vermehrte Synthie-Einsatz der Band sehr gut zu Gesicht steht: Die Stücke sind abwechslungsreicher und verspielter als auf dem zuletzt erschienenen Album „Flügge“. Rockt und rollt.
Auf ganz anderen Wegen, an denen kein Weg vorbei führt, ist die Italienerin Silvia Kastel unterwegs. Die spielt einen experimentellen elektronischen Sound und werkelt seit einigen Jahren in der äußerst vitalen Berliner Undergroundszene, die zwischen Free Jazz, Industrial, Noise und Ambient nach neuen Ausdruckformen sucht. Anfang des Jahres hat sie auf dem Qualitäts-Frickler-Label Blackest Ever Black das Album „Air Lows“ veröffentlicht – darauf war extrem nuancierte, entrückte, blubbernd-murmelnde Geräuschkunst zu hören.
Mit „Errori“ hat Kastel jetzt – passend zu einem Auftritt in Berlin am Freitag beim Numerology Festival – ein neues Stück veröffentlicht, das ihre Qualitäten erneut unterstreicht. Diesmal arbeitet sie mit einer extrem verfremdeten Stimme, mit Vibraphon- und Glasharmonikaklängen, das Ergebnis bewegt sich irgendwo zwischen Ambient, New Age, Drone und Noise und ist eine wahre Wohltat. Jens Uthoff
Odd Couple: „Yada Yada“ (Cargo)
Silvia Kastel: „Errori“ | „Air Lows“ (Blackest Ever Black), live: 27. 4., Alte Münze, Numerology Festival
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