wie machen sie das?: Der Diplomat
Hans-Christof von Sponeck, 79, ist Experte im Verhandeln. Von 1968 bis 2000 war er Diplomat bei den Vereinten Nationen, unter anderem in Pakistan und im Irak.
taz am wochenende: Herr von Sponeck, in Diskussionen geht es manchmal partout nicht weiter. Diplomaten müssen trotzdem an einer Lösung arbeiten. Wie machen Sie das?
Hans-Christof von Sponeck: Humor kann unglaublich wichtig sein. Wenn alle lachen, entspannt das die Situation. Wenn aber die Fronten komplett verhärtet und Konfliktparteien nicht einmal bereit sind, sich im selben Raum aufzuhalten, dann ist Humor fehl am Platz. Da kann es helfen, Zeit verstreichen zu lassen, in der man einzeln mit den Parteien spricht.
Wie schaffen Sie es höflich zu bleiben, wenn Ihr Gegenüber nicht so auftritt?
Jeder in diesem Amt weiß, dass man mit Unfreundlichkeit und Dominanz nicht weiterkommt. Dann wird die andere Seite nicht bereit sein, von den eigenen Forderungen abzuweichen.
Sie haben die Interessen der Vereinten Nationen diplomatisch vertreten. Was tut man, wenn diese Interessen nicht mit den persönlichen übereinstimmen?
Ich stelle mir die Frage: Wie sehr widerspricht das, was ich tun soll, dem, was mir wichtig ist? Bei einem großen Widerspruch habe ich drei Möglichkeiten. Ich kann darum bitten, an eine andere Stelle versetzt zu werden. Ich kann abwarten, wie es weitergeht, ohne gleich Stellung zu beziehen. Und wenn etwas fundamental gegen das steht, wofür ich stehe, muss ich zurücktreten. So war das auch in Bagdad im Jahr 2000. Ich hielt die Sanktionen des UN-Sicherheitsrates gegen den Irak für unverantwortbar. Sie gingen auf Kosten der Menschen dort. Wäre ich nicht zurückgetreten, hätte ich mich mitschuldig gemacht.
Gibt es Menschen, mit welchen man nicht sprechen sollte?
Es lohnt sich mit allen zu reden, immer. Man darf nichts unversucht lassen, wenn es darum geht, eine Lösung für eine Krise zu finden. Man muss sich an einen Tisch setzen und die besseren Argumente liefern
Interview Lisa Becke
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