Oracle: Wilde Großstadtvögel: Richard Fraters ornithologische Studien
Eigentlich ziehen Habichte es vor, nicht beobachtet zu werden. Ihre Nester verstecken sie in Bäumen, ihre Beute greifen sie bevorzugt in deckungsreichem Gebiet an. Der Ornithologe und Verhaltensforscher Oskar Heinroth beschrieb den Greifvogel deshalb einst wie folgt: „Man erkennt ihn daran, dass man ihn nicht sieht.“ Heinroth konnte es nicht besser wissen, er lebte von 1871 bis 1945, den urbanen Habicht gab es damals noch nicht. Das Phänomen, dass sich die Greifvögel in Großstädten ansiedeln, ist jünger. Seit den 1980ern brütet und jagt der Habicht zum Beispiel in Berlin, mittlerweile haben sich dort mehr als 100 Brutpaare an die Vorzüge des Großstadtlebens angepasst und ihre Scheu zumindest zum Teil abgelegt. Wie man das in der Großstadt eben so tut und sehr zur Freude aller Hobbyornithologen, wie auch der Berliner Künstler Richard Frater einer ist. Für die Schau im Projektraum Oracle hat sich Frater mit Georgina Steytler und Scott Rogers zusammengetan und legte sich mit seiner Kamera auf die Lauer. Ein Wochenende lang fotografierten alle drei Großstadtvögel in ihrem Lebensraum: Steytler verspielte Kakadus in Westaustralien, Rogers vorwitzige Töpfervögel in Buenos Aires, Frater majestätische Habichte in Berlin, die ihn – wie er in seinem Text zur Ausstellung schreibt – schließlich sogar im Traum heimsuchten. Aus dem Konvolut stellten sie eine fantastische Diashow zusammen. Die Stadt, zeigt diese, gehört uns längst nicht alleine; die wilden Tiere leben mitten unter uns – oder wir unter ihnen? bsh
Bis 12. 5., nach Vereinbarung oracle@theoracle.works, Joachimsthaler Str. 14
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