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„So viel Respekt gibt’s nur bei uns“

Moritz Hagenmeyer ist Trainer einer Cricketmannschaft und Präsident des Vereins Heligoland Pilgrims. Im Interview erzählt er, was diese Sportart ausmacht, die sich in Deutschland nie richtig durchsetzen konnte

Moritz Hagenmeyer, 52, ist der Präsident des Heligoland Pilgrims Cricket Club und Trainer beim SV Damshagen. Er organisiert den Erdinger Alkoholfrei Hanseatik Cup, der am 14. April in Hamburg-Altona stattfindet.

Interview Johanna Stein

taz: Herr Hagenmeyer, Sie sind Präsident der Heligoland Pilgrims, des einzigen deutschen Cricketclubs auf einer Insel. Wieso Helgoland?

Hagenmeyer: Wir haben den Club mit der Frage gegründet, ob man da überhaupt spielen kann, weil es dort immer noch Bombenkrater gibt. Wir haben also nachgewiesen, dass Cricket auf Helgoland möglich ist. Der Sportplatz ist zwar zu klein, aber das macht nichts. Wir spielen da jedes Jahr unseren Atlantik Cup.

Am Wochenende veranstalten Sie den Hanseatik Cup in Hamburg. Welche Teams nehmen daran teil?

Es sind vier Mannschaften, zwei von den Heligoland Pilgrims und zwei vom Schwesternclub THCC Rot-Gelb. Es ist ein kleines Hallenturnier, quasi wir gegen uns. Fast alle Pilgrims, die mitspielen, sind auch THCC-Mitglieder.

Was ist das Besondere am Cricket?

Es ist eine Mischung aus Mannschafts- und Individualsport, aus Konzentration, Ausdauer und Geschicklichkeit. Die Regeln sind kompliziert. Die meisten Spieler kennen gar nicht alle. Deshalb ist es immer lustig. Man hat großen Respekt vor dem Gegner. Gerade gab es ein Spiel zwischen England und Neuseeland: Als der letzte Schlagmann der Neuseeländer vom Platz ging, applaudierten die Engländer. Dem Gegenspieler. Das gibt’s beim Fußball nicht. Beim Cricket schon.

Apropos England gegen Neuseeland: Der Sport ist in Ländern des Common Wealth sehr beliebt, in Deutschland weniger. Hier gibt es nur rund 100 Vereine. Wieso?

Der Deutsche Fußballbund wurde als deutscher Fußball- und Cricket Bund gegründet. Erst mit der Zeit des Ersten Weltkriegs hat sich der Fußball durchgesetzt und Cricket ist aus dem Verband ausgeschieden. England hat Cricket im Common Wealth populär gemacht. Die englischen Besatzungssoldaten haben das nach dem Zweiten Weltkrieg zwar in der britischen Zone gespielt, aber unter sich. Auch heute sind die meisten Spieler im deutschen Cricket keine Deutschen. Die Jugendnationalmannschaft besteht im Wesentlichen aus afghanischen Flüchtlingen. Clubs fragen sich: Wollen wir lauter Afghanen aufstellen? Dann spielen wir vorne mit. Aber dann spielen keine deutschen Kinder mehr mit, weil die Afghanen im gleichen Alter besser sind.

Nicht nur im Jugendbereich gibt es Probleme, es fehlen auch Spielerinnen.

Vor zwei Jahren war das Lizenzkriterium für die Bundesliga: Ein Club muss entweder eine Damen- oder eine Jugendmannschaft haben. Das hat der Deutsche Cricket Bund aber nicht richtig durchgesetzt. Beim Hanseatik Cup ist das anders: Jedes Team muss mindestens eine Dame und einen Jugendlichen haben.

Was tun Sie, um Frauen für den Sport zu begeistern?

Beim THCC in Hamburg habe ich die Damenmannschaft aufgebaut. Wir sind letztes Jahr Norddeutscher Meister geworden. Jetzt trainiere ich die Damen in Damshagen und versuche, den Titel zu verteidigen. Wenn das klappt, habe ich alles erreicht, was ich im Cricket erreichen kann.

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