Peter Weissenburger
Eier
: Wir Männer müssen endlich enger zusammenrücken

Foto: Diviam Hoffmann

Manchmal schlürfe ich am Freitagabend am Eckplatz einer szenigen Gaststätte meine Gin-Holunder-Bionade und spiele Männergruppen-­Tetris. Das heißt, dass ich vor meinem inneren Auge zwei Herrenrunden ineinander integriere und ausrechne, wie viel Platz man so sparen und wie viel mehr Umsatz die Kneipenbetreiberin auf diese Weise machen könnte.

Männer nehmen manchmal erstaunlich viel Raum ein. Das hat nicht nur mit den einzelnen Männern zu tun, die sich oft ausladend bewegen (Sie, lieber Leser, sind natürlich wie immer nicht gemeint), sondern damit, wie viel Abstand die Männer zueinander halten.

An den Jungstischen der beschriebenen Kneipe ist es häufig so, dass zwischen zwei Typen je immer noch ein Typ dazwischenpassen würde. Daher meine geometrischen Denkübungen zur Optimierung der Abendeinnahmen.

Warten Sie, warten Sie, bevor Sie zum Gegen­argument ansetzen: Es ist natürlich albern, Männer aus Profitüberlegungen (oder gar aus falsch verstandener Gleichmacherei) zusammenzudrängen und ihnen damit ihre ganz und gar natürlich gewachsene Bewegungsfreiheit zu beschneiden. Überhaupt, wenn andere sich durch raumeinnehmende, breitbeinige Männergruppen abgedrängt fühlen, sollen sie halt was sagen.

Was mich wurmt, ist eher, dass es Männern offenbar gar keinen Spaß macht, einander nah zu sein. Wie selten es in Männergruppen vorkommt, dass zwei sich unterhaken, sich auf den Schoß nehmen, einer dem anderen den Kopf auf die Schulter legt, die Hände wärmend in die Jacke des anderen steckt. Es ist verdammt kalt draußen – und im übrigen auch drinnen, was die Berliner Gastronomie angeht (es zieht dort einfach immer). Grund genug zum Kuscheln also. Frauengruppen machen das doch auch.

Angedeutete Fausthiebe auf die Schulter zählen übrigens nicht als Streicheleinheiten, ebenso wenig wie diese spontanen „liebevollen“ Schubsattacken unter Kumpels – dabei verschütte ich nur mein Getränk.

Ich weiß, dass das mit der Nähe unter Männern so ein Ding ist, das irgendwie mit unterschiedlichen sozialen Vorstellungen von Körper und Körperlichkeit bei Mann und Frau zu tun hat. Aber das zu analysieren deprimiert mich zu sehr.

Die Fünftage-vorschau

Mo., 26. 3.

Mithu Sanyal

Mithulogie

Di., 27. 3.

Doris Akrap

So nicht

Mi., 28. 3.

Adrian Schulz

Jung und dumm

Do., 29. 3.

Jürn Kruse

Nach Geburt

Ostermontag

(auf taz.de)

Kefah Ali Deeb

Nachbarn

kolumne@taz.de

Deswegen ein konstruktiver Verfahrensvorschlag: Wir haben nochmal ein paar Wochen Winter geschenkt bekommen, das ist Ihre Chance, mit Ihren besten Freunden das Kuscheln zu üben. Natürlich einvernehmlich. Legen Sie sich einfach zehn Minuten zusammen eingelöffelt auf die Couch, anfänglich wird sich das komisch anfühlen, aber nach einiger Zeit entspannt sich alles und die Oxytocinfabrik springt an. Das ist eine legale Droge, die nichts kostet und keine Nebenwirkungen hat.

Und wenn der Winter dann endlich vorbei ist, kommt der Frühling. Und dann üben wir Händchenhalten.