: Spiel aus für Toys R Us
Offenbar wegen Online-Konkurrenz: Kette in den USA vor dem Aus: 735 Filialen müssen schließen, 30.000 Jobs betroffen. In Deutschland läuft Betrieb weiter
Nach einem gescheiterten Rettungsversuch steht die Spielwarenkette Toys R Us in den USA nach mehr als 70 Jahren vor dem Aus. Das Unternehmen aus dem Bundesstaat New Jersey kündigte an, in den kommenden Monaten alle 735 Filialen in den USA zu schließen oder zu verkaufen. Rund 30.000 Arbeitsplätze sind laut US-Medienberichten betroffen. Vorstandschef Dave Brandon sprach von einem „traurigen Tag“ für das Unternehmen und Millionen von Kindern und Familien. „Wir haben nicht mehr den finanziellen Rückhalt, um das US-Geschäft des Unternehmens fortzuführen“, sagte Brandon.
Der 1948 gegründete Spielwarenriese ist in Milliardenhöhe verschuldet. Im September 2017, kurz vor dem Weihnachtsgeschäft, hatte Toys R Us in den USA bereits Gläubigerschutz beantragt und die Schließung von 180 Filialen angekündigt. Auch die Tochterfirma in Großbritannien wird abgewickelt, dort sind 100 Filialen betroffen. In einer Mitteilung des deutschen Ablegers in Köln hieß es, die Landesgesellschaft in Zentraleuropa werde weiterhin allen Verpflichtungen und Verbindlichkeiten für Dienstleistungen und Warenlieferungen gegenüber ihren Geschäftspartnern und Mitarbeitern nachkommen. Filialen und Onlineshops hätten weiterhin geöffnet. „Wir können in Zentraleuropa auf ein sehr solides Geschäftsjahr und eine gute Weihnachtssaison zurückblicken“, teilte Toys R Us Zentraleuropa mit.
Die Insolvenz von Toys R Us in den USA war eines der jüngsten Beispiele für den von Branchenexperten als „Retail Apocalypse“ bezeichneten Niedergang des klassischen amerikanischen Einzelhandels. Käufer wandern in Scharen ins Netz ab – vor allem zum Onlineriesen Amazon. In den USA sind Kaufhäuser und Shopping-Meilen deshalb zunehmend vom Aussterben bedroht. Mehr als ein Dutzend Ketten wie Payless, Gymboree oder Perfumania beantragten 2017 ebenfalls Gläubigerschutz. Andere Größen wie die Elektronikkette RadioShack oder Sports Authority sind schon vom Markt verschwunden. Kaufhaus-Größen wie Macy’s, Sears, JC Penney’s oder Kohl’s ächzen schon lange unter dem Trend zum E-Commerce. (dpa/ap)
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