Angriffe des Assad-Regimes in Syrien: Blutige Offensive auf Ost-Ghouta
Regierungstruppen setzen ihr heftiges Bombardement der Rebellenhochburg Ost-Ghouta bei Damaskus fort. Aktivisten sprechen von fast 200 Toten.
DAMASKUS dpa | Bei neuen heftigen Angriffen auf das syrische Rebellengebiet Ost-Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus sind den zweiten Tag in Folge Dutzende Zivilisten ums Leben gekommen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Dienstag, seit dem Morgen seien in der belagerten Region 50 Menschen getötet worden, darunter 13 Kinder. Das Gebiet sei von Jets und Hubschraubern aus der Luft und mit Artillerie bombardiert worden. Innerhalb von weniger als 48 Stunden seien damit in Ost-Ghouta fast 200 Menschen ums Leben gekommen, erklärten die Menschenrechtler.
Am Vortag waren den Angaben zufolge bei Luftangriffen und Artilleriebeschuss auf das Gebiet 127 Zivilisten gestorben. Es handele sich um die höchste Opferzahl an nur einem Tag seit drei Jahren.
Der Bürgerkrieg hatte im März 2011 mit Protesten gegen die autoritäre Regierung von Machthaber Baschar al-Assad begonnen. Die Region Ost-Ghouta gehört zu den letzten Gebieten, die noch unter Kontrolle von Rebellen stehen. Dominiert werden sie von islamistischen Milizen. Mehrfach waren in den vergangenen Monaten Versuche gescheitert, in dem Gebiet eine längere Waffenruhe zu erreichen. Stattdessen eskalierte die Gewalt in den vergangenen Wochen immer wieder.
Ost-Ghouta ist seit Monaten von Regierungstruppen eingeschlossen. Rund 400.000 Menschen sind dort fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer berichten von einer dramatischen humanitären Lage. Über Wochen durften keine Hilfslieferungen in das Gebiet.
Das habe zu einem schlimmen Mangel an Nahrungsmitteln geführt, sagte der regionale UN-Nothilfekoordinator, Panos Moumtzis. Die Raten an Mangelernährung hätten ein beispielloses Niveau erreicht. „Die humanitäre Lage der Zivilisten in Ost-Ghouta ist dabei, außer Kontrolle zu geraten“, erklärte Moumtzis weiter.
Leser*innenkommentare
Reinhold Schramm
Dieser Teil der Wahrheit wird ausgeblendet
»Wieder einmal bestätigt sich, wozu dieser Krieg führt, wenn dessen Paten und Protagonisten nicht daran denken, damit aufzuhören, bevor sie ihre Interessen so bedient sehen, wie sie das – gemessen an ihrem Engagement und ihrer Verstrickung – für geboten halten. Den Preis dafür zahlt die Zivilbevölkerung wie in jedem anderen Krieg.
Wenn man dies verdammt und verurteilt, sollte aber der Wahrheit die Ehre gegeben werden. Derzeit jedoch wird in der medialen Reflexion der Umstand ausgeblendet, dass von Anti-Assad-Kräften islamistischen Zuschnitts beherrschte Städte und Stadtteile behauptet werden, indem die dort lebende Zivilbevölkerung als Faustpfand missbraucht wird.«
Ost-Aleppo, Mossul, Ost-Ghuta
Syrien Erneut werden Zivilisten zum Faustpfand islamistischer Hardliner, die in aussichtsloser Lage nicht aufgeben wollen. Dieser Teil der Wahrheit wird ausgeblendet.
Von Lutz Herden http://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/ost-aleppo-mossul-ost-ghuta
»Soeben ließ Kanzlerin Merkel dem Assad-Regime durch ihren Regierungssprecher Seibert ausrichten, dass es mit der Offensive in Ost-Ghuta „keinen Kampf gegen Terroristen“, sondern einen „Feldzug gegen die eigene Bevölkerung" führe. Vergleichbare Appelle Merkels an den irakischen Premier al-Abadi, dem der Vormarsch beim Kampf um Mossul nicht genug schnell ging, und der deshalb zu einem härteren Vorgehen aufforderte, was die vorwiegend sunnitische, teils mit dem IS sympathisierende Bevölkerung nicht schonte, sind nicht überliefert.«
Martin_25
Wie im Artikel beschrieben befindet sich die Stadt unter der Herrschaft von Islamistischen Terroristen. Es hat mit Sicherheit humanitäre Angebote an die Zivilisten gegeben. In wieweit diese durch die dort herrschenden Aufständischen gewaltsam verhindert wurden lässt sich aus der Ferne nicht beantworten. Es ist allerdings unfair jetzt die Opfer unter den Zivilisten herauszustellen, wenn diese von den Aufständischen als menschliche Schutzschilde mißbraucht werden.
agerwiese
"Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte"
aus Wikipedia:
"ist eine in Großbritannien ansässige Ein-Mann-Organisation, die in Opposition zur Baath-Regierung in Syrien steht...
Die SOHR wird von Osama Suleiman (Pseudonym: „Rami Abdul Rahman“ oder „Rami Abdelrahman“ geschrieben), einem syrischstämmigen sunnitischen Muslim und Eigner eines Bekleidungsgeschäftes, aus seinem Privathaus in Coventry in England unterhalten.[1][2] Nach Angaben Abdulrahmans begann er 2006 mit 54 Informanten in Syrien, die bis 2012 auf 230 angewachsen seien.[3] Der Name, unter dem er bekannt ist, ist ein Pseudonym, sein bürgerlicher Name ist Osama Suleiman.[4]
Eine gleichnamige Organisation mit Sitz in London hat ihre Aktivität spätestens 2012 eingestellt."
97796 (Profil gelöscht)
Gast
@agerwiese Klingt halt nur hochtrabend. Mehr nicht.