: Bremer*innen seltener im Dunkeln
Seit Einberufung des runden Tisches sind die Energie- und Wassersperren insgesamt zurückgegangen. Linke kritisieren, dass längst nicht alle Haushalte durch die Maßnahmen erreicht werden
Von Teresa Wolny
Im Schnitt 17 Mal pro Tag wurde 2017 Bürger*innen in Bremen Strom, Gas oder Wasser abgestellt. Das ist seltener als im Vorjahr mit insgesamt knapp 19 Sperren pro Tag, ein Rückgang um 6,7 Prozent. Die Kampagne „Zappenduster“, die von Mitgliedern des runden Tisches „Energiesperren vermeiden“ 2015 ins Leben gerufen wurde, zieht auf ihrer Pressekonferenz eine positive Bilanz.
Im Fokus der Kampagne liegt die schnelle Beratung von Bewohner*innen, die von Strom- oder Wassersperren bedroht sind. „Unsere Mühe hat sich bisher gelohnt, es geht bergab mit den Zahlen“, sagt Iris Klauck, Projektleiterin bei der swb. Dennoch sei das Thema eine Daueraufgabe. Der jetzige Schwerpunkt liege auf der Prävention, etwa durch ein umfassendes Informationsangebot für Betroffene.
Prävention wird auch durch das bundesweite Programm „Stromspar-Check“ betrieben, in dem sogenannte Stromsparhelfer in die Haushalte gehen, beraten und Soforthilfe beim Energiesparen leisten, erklärt Jürgen Ritterhoff von der BEKS Energie Effizienz GmbH.
Ein runder Tisch wie in Bremen sei laut Ritterhoff nicht selbstverständlich. „Das Besondere ist die Kooperation fast aller am Thema Beteiligten“, so Andrea Klän, Sachbearbeiterin für Miet- und Energieschulden bei der Senatorin für Soziales. Eine wichtige Rolle spiele etwa auch die Schuldnerberatungsstelle, da Energieschulden in prekären Haushalten oft nicht die einzigen Schulden seien. Außerdem wurden standardisierte Formulare geschaffen, mit denen ein bereits laufender Sperrprozess für zwei bis vier Wochen unterbrochen werden könne, um so die Zeitspanne für eine Lösung zu verlängern.
Die swb beteiligt sich an der Vermeidung der Sperren neben der Reduzierung der Mahnkosten und der Flexibilisierung von Fristen und Ratenhöhen, mit einem Beratungsangebot in Kooperation mit der Verbraucherzentrale.
Peter Erlanson, stellvertretender Franktionsvorsitzender der Linken sieht darin zwar mögliche Bausteine, steht den Maßnahmen des runden Tisches jedoch skeptisch gegenüber. Er verweist auf den in Bremen gescheiterten Härtefallfonds nach hannoverschem Vorbild, in den auch Energiekonzerne mit einzahlen und mit dem Bedürftige unterstützt werden könnten.
„Wenn erst mal das Wasser abgestellt wird, liegt meist auch sehr viel anderes im Argen“, sagt er. Die Maßnahmen des runden Tisches seien darauf ausgerichtet, dass die Leute sich selber bewegten, was die meisten zum Zeitpunkt einer drohenden Sperrung aber gar nicht mehr könnten. Auch Klauck räumt ein: „Wir können am Ende nur den Menschen helfen, die sich helfen lassen wollen.“
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