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„In die Offensive gehen“

Der Landessportbund Niedersachsen empfiehlt, gegen rechte Vorstellungen vorzugehen. Die Anfragen zu Workshops für die Auseinandersetzung seien gestiegen, sagt Pressesprecherin Katharina Kümpel

Katharina Kümpel, 57, ist Sprecherin des LSB Niedersachsen. Sie engagiert sich im „Christlichen Verein Junger Menschen“ in Wolfsburg und organisierte einen Lauf für Frieden und Toleranz.

Interview Andreas Speit

taz: Frau Kümpel: In einigen Sportvereinen wurden Mitglieder rechtsextremer Gruppierungen oder rechtspopulistischer Parteien ausgeschlossen. Plant der Landessportbund (LSB) Niedersachsen Ähnliches?

Katharina Kümpel: Ein Ausschluss ist aus unserer Sicht immer das letzte Mittel. Besser sind Aufklärung und Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus, dessen Erscheinungsformen und Akteuren. Wir empfehlen Vereinen, frühzeitig zu handeln, eine eigene Haltung zu entwickeln und diese öffentlich zu machen. Konkret auf den LSB bezogen hat es darüber noch keine Beratung im Präsidium und Vorstand gegeben.

Halten Sie Ausschlüsse für angebracht?

Wenn insbesondere erwachsene Rechtsextreme mit geschlossenem Weltbild in Funktionen, im Vorstand oder als Trainer ihre Weltanschauung vertreten oder versuchen, Mitstreiter zu rekrutieren, ist ein Ausschluss sinnvoll. Er muss durch eine entsprechende Vereinssatzungsbestimmung gedeckt sein.

In der Präventionsarbeit besteht kaum Zugriff auf Menschen jenseits des Schulalters. Sind da Sportvereine nicht besonders gefordert?

Gute Sportvereinsarbeit hat immer auch integrative Wirkung. Sport kann Gemeinschaft fördern und demokratische Werte vermitteln. Gemeinsames Sporttreiben von Menschen unterschiedlicher Herkunft kann die Bildung von Vorurteilen verhindern oder diese abbauen – auch jenseits des Schulalters. Insofern hat Sport besondere Potentiale.

Welche Angebote bietet der Landessportbund an?

Seit 2012 besteht das Angebot Sport mit Courage – gegen Rechtsextremismus: Es beinhaltet Beratung und Unterstützung von Sportvereinen und -Verbänden. Dieses Angebot reicht von Prävention bis Intervention. Regelmäßig finden Workshops, Vorträge, Veranstaltungen auf lokaler, regionaler und Landesebene statt. Außerdem werden Info- und Arbeitsmaterialien bereitgestellt und Projekten gefördert. Durch die LSB-Förderrichtlinie „Sport mit Courage“ gibt es zudem für Übungsleiter das Fortbildungsmodul „Trainingsziel: Demokratie!“.

Das Sagbare hat sich nach rechts verschoben. Hören Sie mehr „Stammtischsprüche“?

Der LSB hat keine konkreten Zahlen. Wir haben aber den Eindruck, dass mehr Menschen aus Vereinen diesen Parolen öffentlich etwas entgegensetzen wollen. Das zeigt sich auch an der Nachfrage zu entsprechenden Workshops.

Beraten Sie bei Konflikten?

Ja, wenn wir angefragt werden. Wir bieten allerdings zudem Beratung und Unterstützung an, wenn wir durch Dritte, Presseberichte oder Einzelpersonen auf entsprechende Konflikte hingewiesen werden.

Stiegen solche Interventionen an?

Vereinsberatungen gab es mehrfach. Es ist aber kein relevanter Anstieg zu verzeichnen. Vor allem die Anfragen nach Informationsveranstaltungen und Workshops mit präventivem Charakter steigen und fallen mit der Häufigkeit medialer Berichterstattungen.

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