generalverdacht: Der „Kampf um den Kiez“ läuft aus dem Ruder
Am vergangenen Samstag gingen unter dem Motto „Save St. Pauli“ etwa 350 Gewerbetreibende und Bewohner*innen des Viertels über die Reeperbahn, um gegen den Verkauf von billigem Alkohol in Kiosken zu protestieren. Demonstriert wurde auch dafür, dass die „Sauf-Kioske“ die gleichen Auflagen wie Gastronomien und Klubs erfüllen müssen: Sie brauchen eine Schanklizenz und Toiletten.
Der Vorwurf: Draußen wird getrunken, drinnen getanzt und gepinkelt. Niemand wende sich grundsätzlich gegen Kioske, ließ die Ini auf Facebook wissen. Kultur aber sei teuer und müsse entsprechend geschützt werden. Dazu gab es allgemeinere Forderungen, etwa nach einer weitsichtigen Mietpreispolitik. So weit, so anschlussfähig.
Doch der Ton ist rauer geworden. In der Mopo ließ sich Klubbetreiber Axel Strehlitz über Kioske aus. Kioske seien „wie Parasiten, wie Zecken“. Parasitismus, weiß Wikipedia, bezeichnet den Ressourcenerwerb mittels eines in der Regel erheblich größeren Organismus einer anderen Art. Der auch als Wirt bezeichnete Organismus wird dabei vom Parasiten geschädigt, bleibt aber in der Regel am Leben.
Wer wie Strehlitz für 17 Millionen Euro das Klubhaus mit beeindruckend blinkender Außenfassade hochziehen kann, könnte vielleicht auch weniger aggressiv gegen häufig um die eigene Existenz kämpfende Kioskbesitzer*innen pauschalisieren. Denn so wenig alle Cops Bastarde sind (was ist an unehelich geborenen Töchtern und Söhnen heute eigentlich noch ehrenrührig?), ist auch bei Betreiber*innen von Kiosken die Sippenhaft angemessen. Leif Gütschow
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