: Mit Hirn, Händen und Herz
Ein symbolischer Bund zwischen Arbeit und Kapital: Fritz Langs Großfilm „Metropolis“ ist morgen im Arsenal zu sehen
Von Peter Nau
Ich darf Sie an den Inhalt des Films erinnern: Freder (Alfred Abel), der Sohn des die Stadt Metropolis kontrollierenden Großindustriellen (Gustav Fröhlich), lehnt sich gegen den Vater auf und schließt sich den Arbeitern in der Unterstadt an. Dort wird er zum ergebenen Anhänger Marias (Brigitte Helm), die als Hoffnung der Unterdrückten einer Heiligen weit mehr gleicht als einer sozial engagierten Aufwieglerin.
Freders Vater, der sie trotzdem für gefährlich hält, kommt auf die merkwürdige Idee, einen Erfinder mit der Herstellung eines Roboters zu beauftragen, der Maria zum Verwechseln ähnlich sieht. (Die Erschaffung dieses künstlichen Menschen im Laboratorium wird interessanterweise mit einer technischen Genauigkeit wiedergegeben, die für den Fortschritt der Handlung keineswegs vonnöten ist, wohl aber für die Repräsentation des Zeitgeistes.)
Diese Roboter-Maria also soll Aufruhr stiften und dem Magnaten damit den Vorwand liefern, die Arbeiterschaft zu unterdrücken: dieselbe Methode, deren sich auch Homunkulus schon bedient hatte. Die Arbeiter, von dem Roboter dazu aufgestachelt, zerstören ihre Peiniger, die Maschinen, und setzen ihre Stadt unter Wasser.
Nachdem Freder und die wirkliche Maria rettend eingegriffen haben, vereinigt die Schlussszene beide mit Freders Vater zu einer Gruppe, der sich die Arbeiter unter Führung ihres Werkmeisters zugesellen. Auf des Juniors Drängen schüttelt sein Vater dem Werkmeister die Hand, und beglückt weiht Maria den symbolischen Bund zwischen Arbeit und Kapital.
„Ein bisschen Christentum“, schrieb Willy Haas nach der Premiere, „mit der Idee des ‚Mittlers’ …; ein bisschen Sozialismus … –: alles so vorsichtig gemischt, dass … um Gottes willen keine ‚Tendenz‘ entsteht …; weil gerade die Großfilme immer … von berechnender Vorsicht sind, es jedem recht zu machen, nirgendwo anzustoßen, überall auszuweichen …“
Fritz Lang: „Metropolis“ (1927). 27. Februar, 19.30 Uhr, Kino Arsenal
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