: Chemiker sollen nach Bahrenfeld
Mint-Forschungsrat empfiehlt Umzug des Fachbereichs Chemie und Teile der Biologie an den Stadtrand
Von Kaija Kutter
Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer, kurz Mint, gelten als „zentraler Entwicklungsmotor“ für Hamburg. So sagte es die Grüne Senatorin Katharina Fegenbank gestern, als sie gemeinsam mit Ralph Eichler, dem früheren Präsidenten der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, Empfehlungen vorstellte, die ein „Mint-Forschungsrat“ für Hamburg ausgebrütet hat. Für die Fächer Chemie und Biologie sieht es stark nach Umzug aus.
Hamburg sei „gut aufgestellt im Mint-Bereich“, lobte Eichler. Nur müsse man gucken, ob das in zehn Jahren auch noch gilt. „Übergeordnetes Ziel ist: Wie hole ich die besten Köpfe nach Hamburg und halte sie?“ Positiv seien die neuen 35 Informatik-Professuren, die Hamburg gerade für Digitalisierungsprojekte schaffe. Wichtig sei auch, Orte des Austauschs zu schaffen.
Ein solcher soll der Campus in Bahrenfeld beim Desy-Gelände werden. Die Gebäude des Fachbereich Chemie in Uni-Nähe, die im Sommer kurzfristig wegen Brandschutzmängeln geräumt wurden, müssten eh neu gebaut werden. „Wir empfehlen, den Fachbereich in Bahrenfeld zu haben. Auch Teile der Biologie sollten in Zukunft dorthin kommen“, sagte der Physik-Professor. Diese könnten Geräte der Physiker für Strukturanalysen der Moleküle gut nutzen. Auf dem Campus könnte ein Schwerpunkt Infektionsforschung entstehen.
Eichler erläuterte, dass die besten Technischen Unis der Welt Naturwissenschaft und Technik nicht trennen. In Hamburg sind sie aber getrennt. Die 1978 gegründete Technische Universität (TU) in Harburg soll bis 2025 um 25 Prozent wachsen mit Neubauten am dortigen Binnenhafen. Doch der Forschungsrat empfiehlt nun, dass auch deren Materialwissenschaft nach Bahrenfeld kommt. Die TU wäre froh, dort einen Fuß in der Tür zu haben. Zugleich warb Eichler dafür, „die Berührungsängste zwischen Wirtschaft und Hochschulen“ zu überwinden.
Auch Fegebank warb für den Campus. Da die Trabrennbahn nach Horn verlagert wird, wird ein Areal frei, auf dem man Wohnen, Gewerbe und Wissenschaft denken könne. Allerdings müsse die Entscheidung für den Umzug „aus der Uni heraus getroffen werden“.
Wie berichtet, ist der Umzug umstritten. Bei einer Abstimmung im Fachbereichs-Vorstand Chemie war eine Mehrheit dagegen. Kritikpunkt war die Verkehrsanbindung. Die Spitze der Universität indes ist dafür. „Das Präsidium teilt den Gedanken der Stadt, die Chemie künftig nach Bahrenfeld anzusiedeln“, sagt Sprecherin Merel Neuheuser.
CDU-Politiker Carsten Ovens sagt, er gehe davon aus, „dass der Senat den Umzug schon beschlossen hat“. Allerdings vermisse er, dass die Gremien der Universität „vollständig einbezogen werden“.
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