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Solidarität in der „Handelsblatt“-Redaktion

Chefredakteur Sven Afhüppe bedauert die Trennung von Geschäftsführer Gabor Steingart

Es gibt ja derzeit viel zu berichten aus dem politischen Berlin. Lauter schöne Themen, mit denen der Chefredakteur einer Zeitung seinen morgendlichen Newsletter an die Abonnenten füllen kann. Gerade deswegen ist es bemerkenswert, dass Sven Afhüppe, der Chefredakteur des Handelsblatts, sein „Morning Briefing“ gestern nutzte, um sich solidarisch mit dem geschassten Gabor Steingart zu erklären. Die Redaktion der Handelsblatt Media Group bedauere die Trennung von ihrem Geschäftsführer. Zu Recht habe Verleger Dieter von Holtzbrinck am Freitag vor allen Mitarbeitern gesagt: „Das Multitalent Gabor Steingart hat in wenigen Jahren zunächst das Handelsblatt, danach die gesamte Handelsblatt-Gruppe auf großartige Weise weiterentwickelt und erneuert, was höchsten Respekt und größten Dank verdient.“ Er, Afhüppe, und die Redaktion wären „diesen erfolgreichen Weg der Erneuerung gerne“ mit Steingart weitergegangen, schreibt Afhüppe in dem Briefing, das nach Verlagsangaben 500.000 Leser abonniert haben.

Dieter von Holtzbrinck hatte Steingart, der von 2010 bis 2012 Chefredakteur des Handelsblatts und seit 2013 dessen Geschäftsführer war, am Freitag entlassen. „Differenzen in wesentlichen gesellschaftsrechtlichen Fragen“ und eine „im Einzelfall unterschiedliche Beurteilung journalistischer Standards“ seien die Gründe gewesen. Holtzbrinck soll sich an Steingarts wiederholter Kritik am SPD-Mann Martin Schulz gestört haben. Sven Afhüppe kommentiert das in seinem Morning Briefing indirekt, und schreibt einen ganzen Absatz darüber, dass die publizistische Unabhängigkeit des Handelsblatts nicht verhandelbar sei.

In der Redaktion mutmaßt man allerdings, dass die Schulz-Texte nicht der einzige Grund für die Entlassung Steingarts gewesen sein sollen. Vielmehr sollen Steingart und Holzbrinck zuletzt auch Differenzen über das Verlagsgeschäft gehabt haben. So hatte Steingart beispielsweise die internationale Ausgabe Global Edition gestartet, die nicht gut laufen soll. Im US-Wahlkampf verlegte er einen Teil der Redaktion nach Washington, auch das: teuer, aber journalistisch wenig ertragreich.

Der Mediendienst kress vermeldete unterdessen, dass die Trennung von Steingart für das Handelsblatt teuer werden dürfte. Neben der Abfindung, will der Verlage auch Steingarts Anteile an der Handelsblatt Media Group zurückkaufen. Beides soll sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag belaufen. (afro)

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