Frauenquote in Knast

JUSTIZ Plan, den Frauenvollzug ins Männergefängnis Billwerder zu verlegen, stößt auf Ablehnung

Die Pläne von Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD), die Frauenhaftanstalt auf der Elbinsel Hahnöfersand mit ihren 95 Haftplätzen zu schließen und den Frauenvollzug in den Männerknast Billwerder zu verlegen, stoßen auf breite Ablehnung. So berichtete auf der Expertenanhörung des Justizausschusses am Dienstag Agnete Mauruschat, die Leiterin der gemischtgeschlechtlichen JVA Bützow von Prostitution hinter Gittern. Die sei ebenso wenig zu verhindern, wie dass „in gemeinsamen Ausbildungsgruppen die Männer das Klima bestimmen“ und Frauen zu wenig Rückzugsräume hätten.

Auch Hilde van den Boogaart, Leiterin der Sozialtherapie der JVA Lübeck betonte das Problem der Prostitution. Zudem hätten 75 Prozent der inhaftierten Frauen Erfahrungen mit Männergewalt. Die „psychische Stabilisierung“ der Frauen – Voraussetzung für ihre Resozialisierung – sei deshalb im abgeschotteten Hahnöfersand viel eher möglich.

Lediglich der Leiter der JVA in Duben-Luckau, Hans Christian Hoff, verteidigte Schiedeks Pläne. In der von ihm geführten Anstalt sei „kein einziger Fall sexueller Belästigung bekannt geworden“. Zudem führe getrennte Unterbringung zur „Entfremdung vom anderen Geschlecht“, was später Probleme schaffe.

Kurz zuvor war ein an Schiedek adressierter Brandbrief bekannt geworden. In ihm sprechen sich Schiedeks Amtsvorgängerin Lore Marie Peschel-Gutzeit (SPD), Ex-Bischöfin Maria Jepsen, die Leiterin des Diakonischen Werkes Hamburg, Annegrethe Stoltenberg, und sechs weitere Unterzeichnerinnen gegen eine Angliederung der Frauenanstalt an das Gefängnis in Billwerder aus.

Sie werfen Schiedek vor, aus „fiskalischen Gründen die Resozialisierungschancen für weibliche Gefangene“ zu mindern. Die Verlagerung soll zwei Dutzend Vollzugsstellen und damit jährlich 900.000 Euro einsparen.

Die Verfasserinnen fordern Schiedek auf, „die verhängnisvolle Entscheidung zurückzunehmen“. Mit ihr setze die SPD nur die vom Vorgängersenat begonnene, resozialisierungsfeindliche Konzentration auf wenige Großanstalten fort. MAC