: Die Gitarre im Doppel
Zurückhaltend elegant: Wishbone Ash im Quasimodo
Von Thomas Mauch
Das Debütalbum von Wishbone Ash erschien 1970. In dem Jahr also, in dem sich einerseits die Beatles mit ihrem letzten Album „Let It Be“ verabschiedeten und andererseits Black Sabbath und Supertramp mit ihren ersten Alben auf den Markt drängten. Womit man die zwei prinzipiellen Möglichkeiten hatte, über die man in den folgenden Jahren auf den Schulhöfen streiten konnte. Hard Rock und Progressive Rock. Pendelnd zwischen diesen beiden Positionen, mal mit mehr Blues und mal mit Folk angereichert bei ihren stets melodiösen Liedern, hatten Wishbone Ash einige schöne Erfolge in den Siebzigern, die immerhin so weit in die Gegenwart reichen, dass das Konzert der britischen Band am Donnerstag im Quasimodo ausverkauft war.
Gar nicht schön dort aber war, dass man das doch einigermaßen betagte Publikum unnütz lange warten ließ, bis es endlich losging. Wird mal Zeit, dass ein Konzertgastverband darauf drängt, dass man, sagen wir, ab einer halbstündigen Konzertverspätung die Hälfte seines Eintritts an der Kasse zurückfordern kann.
Natürlich erinnerten Wishbone Ash im Konzert dann nachdrücklich an ihre Besonderheit, die Sache mit dem Doppelherzen, weil bei dieser Band eben, ganz und gar nicht üblich im Rock, gleich zwei Leadgitarristen ihr Geschäft verrichten. Aktuell ist das neben Andy Powell, letztverbliebenes Original der Band, der noch in den Dreißigern stehende Mark Abrahams. So hörte man immer wieder mal parallel geführte Gitarren und wie die Melodien sich in einem feinen Rankenwerk verhakten.
Gespielt wurden durchaus auch halbwegs aktuelle Songs. Mit deutlich mehr Begeisterung beklatschte man aber die Lieder aus den Siebzigern, vornehmlich vom 1972 erschienenen „Argus“-Album. Die Band machte kein großes Aufheben um diese Lieder, und sie bemühte sich auch nicht um irgendwelche Neugestaltungen. Sie spielte sie mit der für Wishbone Ash typischen zurückhaltenden Eleganz.
Eine Musik, die über die Zeit schon vergessen haben mag, um was es ihr ging, damals. Und ging es um was? In der Gegenwart funktionieren sie jedenfalls als solide Pubrockband, mit der man etwas erinnerungsselig einfach mal eine gute Zeit haben darf.
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