piwik no script img

Club der Hoffnung

Mit einer Wortneuschöpfung starten wir in die Berlinmusik-Kolumne KW 3/18 – und mit einem Zungenbrecher zugleich. „Subclubsciously“ nennt der französische Produzent und DJ David Monnin alias She’s Drunk seine EP, die in diesen Tagen erscheint. Es geht also um das Unbewusste und um Clubmusik. Und wenn man sich die bunte Collage auf dem Cover mit ihren Zebrastreifen, den herumschwirrenden Augen und Gliedmaßen so anschaut, dann ergibt die Sache mit dem Unbewussten doppelten Sinn.

Monnin, der seit 15 Jahren hinter den Plattentellern und am Mischpult zugange ist, legt hier vier Songs vor, die vom Jungle geprägt sind und die verschiedene andere Spielarten elektronischer Musik wie zum Beispiel Dancehall und Grime aufgreifen. Das ist Musik mit nicht allzu tiefen Bässen und Breakbeats, zu der man im Club durchaus ein paar Stunden durchtanzen kann, ohne aus dem Groove zu geraten. Herausragend ist insbesondere „Amadoda“, eine Kollaboration mit der südafrikanischen Künstlerin Sho Madjozi. Während die anderen Tracks weitestgehend ohne Gesang auskommen, ist dieses dank Madjozis Stimme eingängiger und hat einen HipHop-Einschlag. Gute EP.

Der melodische, hymnische Punkrock hat ja schon irgendwie seine Berechtigung, Radio Havanna zeigen das auf ihrem neuen Album „Utopia“. Allerdings: Größere Innovationen sind von diesem Genre wohl nicht mehr zu erwarten. Die zwölf Stücke orientieren sich an dem Sound von Labels wie Fat Wreck oder Epitaph, also an Gruppen von NOFX über Rancid bis zu den Descendents. Nur gibt es das Ganze hier mit deutschen Texten, verhandelt werden Antifa-Themen („Faust hoch“), Heteronormativität („Homophobes Arschloch“) und Privat-Politisches („Anti-Alles“). Die Musik ist auf Dauer ermüdend und die Texte sind auch nur mitteloriginell – allerdings entwickeln die Songs schon Drive und Kraft, auch dank guter Produktion.

Zum Schluss noch ein Tipp: Judith Holofernes hat zusammen mit Erdmöbel ein ganz schmuckes Stück namens „Hoffnungsmaschine“ aufgenommen. Das klingt sehr frisch und es stecken jede Menge Hoffnung und gute Verse drin. Checken Sie das mal. Jens Uthoff

She‘s Drunk : „Subclubsciously“ (Through My Speakers). Radio Havanna: „Utopia“ (Dynamit Rec.). Erdmöbel ft. Judith Holofernes: „Hoffnungsmaschine“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen