: Weil will am Reformationstag frei haben
Trotz Kritik halten Niedersachsens Ministerpräsident und der Landesbischof am Reformationstag als möglichen Feiertag fest
Trotz der Kritik von jüdischen Gemeinden und der katholischen Kirche haben sich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und der hannoversche Landesbischof Ralf Meister erneut für den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag im Land ausgesprochen. Während des 500. Reformationsjubiläums im vergangenen Jahr habe die evangelische Kirche bewusst immer wieder Angebote zur interreligiösen Diskussion gemacht und Gemeinsamkeiten betont, sagte Ministerpräsident Weil beim 68. Epiphanias-Empfang der hannoverschen Landeskirche am Samstag im Kloster Loccum. Der Reformationstag sei ein guter Anlass für einen gesetzlichen Feiertag.
Der Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden, Michael Fürst, hatte zuvor die Absicht der Landesregierung scharf kritisiert, den Reformationstag zum Feiertag zu erheben. In einem Brief an alle Abgeordneten des Landtags verwies Fürst dabei auf den Judenhass des Reformators Martin Luther.
Bei dem Empfang vor rund 130 Gästen aus Landespolitik, Wirtschaft und Kultur sagte Meister, wer den Reformationstag als Luther-Verehrung verstehe, ignoriere die Arbeit der evangelischen Kirche in den vergangenen Jahrzehnten. Selten zuvor habe ein evangelischer Festtag religionsübergreifend so viele Menschen mit in das Nachdenken über Herkunft und Zukunft der Gesellschaft gezogen wie am 31. Oktober 2017, sagte der Bischof. Die öffentliche Diskussion über den Reformationstag als Feiertag sollte fortgesetzt werden.
Ministerpräsident Weil mahnte, dass angesichts einer zunehmenden Verunsicherung der gesellschaftliche Zusammenhalt nötiger denn je sei. Etwa beim Schutz vor Straftaten und der sozialen Sicherung habe der Staat wichtige Aufgaben zu erledigen, doch könne er nicht allein das Gefühl gesellschaftlicher Sicherheit schaffen. „Gewissheit und Gemeinschaft zu vermitteln, das ist die gemeinsame Aufgabe von Staat und Gesellschaft, von Politik, Kirchen und vielen Verantwortlichen mehr.“ Kirchen und Religionsgemeinschaften hätten dabei eine ganz besondere Rolle, weil sie Orientierung böten. (dpa)
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