Dialog mit SchöpferIn über Klimawandel: „Nich schon wieda Hitla, Gott“

Das Wetter spielt verrückt: In den USA etwa ist es saukalt, obwohl man dort den Klimawandel leugnet. Schriftsteller Ahne fragt Gott, was das alles soll.

Ein riesige Hand komme aus dem Himmel und zeigt auf etwas

Am achten Tag lernte Gott zu berlinern Foto: imago/Ikon Images

Ahne: Na Gott.

Gott: Na.

Ahne: Na, weeßte, wattick nich vastehe, Gott?

Gott: Imma wieda ditselbe.

Ahne: Wieso?

Gott: Na, du drehst dir in Kreise, Schätzchen. Du bist ein Mensch. Du kannst dit allit einfach nich vastehn, ejal wie ville Mühe de dir ooch imma jeben tust. Alljemeinit Problem eura Aht. Hattick, alsick den Bauplan vafertichte, nich übadacht, scheinbah.

Ahne: Hui, Selbstkritik! Nee, ick vasteh nich, Gott, dittit hier grade so wahm is, wa, und in Amerika, also in Nordamerika, also inne USA, in größten Teil vonne USA, in Osten zumindist, so dermaßen kalt.

Gott: Wetta.

Ahne: Ja, Wetta. Ebend Gott! Ick mein, warum ausjerechnit so rum, wa? Ick mein, hier is doch der größte Teil längst übazeugt, hier muss man doch nu würkich nich unbedingt noch een druffsetzen. Aba da, wa, da wär dit echt ma anjebracht jewesen.

Gott: Wat wär anjebracht jewesen?

Ahne: Na, dittit ma wärma würd langsam, inne USA. Dittit ma schmilzt. Stattdessen Eisiskälte, 100 oda wat weeß icke wie ville Grad unta Null, Schneemassen bis dorthinaus, einjefrorine Ölpeipleins, Eiszappen, welche die Hochspannungsleitungen vollkommen zafetzen tun, kompletta Stillstand sämtlichen Lebens.

Gott: Von wat redist du?!

Ahne: Vonne USA, Gott! Von Donnild Tramps eiginen Land. Donnild ‚Se Aggli‘ Tramp, Gott, der Klimawandilleugna schlechthin! Und ausjerechnit diesen Kaspa, wa, würd jetze ooch noch so ’n Traumwinta hintaherjeschmissen.

Gott: Ein Traumwinta?

Ahne: Ej, weeßte wie jerne ick ma wieda rodiln jehn würde? Weeßte, wie jerne ick ma wieda einen Schlitten steuan täte, Schneebälle form, eisbaden, einen Schneemann baun? Schneemänna, wa? Und Schneefraun! Schneefraun selbstvaständlich ooch! Is ja nich so, dittick nur Schneemänna baun würde, nee Gott, Schneefraun bauick fast noch lieba! Weilit nämich viel zu wenije Schneefraun nur jibt, bisher, inne Szene, inne Wintaszene.

Gott: Is dit so?

Ahne: Na, aba hallo! Biste denn nie draußen, Gott? Ick mein, okee, grade herrscht natühlich Flaute, absolute Flaute, wat Schneepiepil betrifft, wattick ehmd einfach nich vastehe, weil, ick mein, wir könnten dit schon vatragen, Gott. Wir wissen, dittit einen signifikanten Untaschied jibt zwüschen Wetta und Klima. Wir würden nich sofort unsire jetrennten Mülltonnen, unsire grünen Punkttonnen, unta Hurra-Jeschrei, in brennende Ölquelln schmeißen und die ICE's wieda mit Braunkohle betanken, nur falls ma tatsächlich pah Flöckchen wieda danieda riesiln sollten. Weilwa nämich schlaua sind, Gott, weil wa nämich uffjepasst ham, inne Schule und jesund uns anährn.

Gott: Und weila eure Nasen jern ’n bisschen höha tragt als wie andire, wa?

Ahne: Absolut! Oda Quatsch! Janichma, Gott! Dit is ja schon wieda.., eine bodenlose Untastellung is dit! Nur weil wir schlaua sind, heißt dit doch noch lange nich, dit wa hochnäsich sind, glei!

Gott: Eure angebliche Vanunft, ja, eure kulturelle Übalegenheit, daruff habta bereits schonma euch ziemich ville einjebildit, mein Besta. In welchen Jahrzehnt wah dit nochma?

Ahne: Och nee! Nich schon wieda Hitla, Gott. Imma diesit Totschlachagument.

Gott: Ick will lediglich dran ainnan, wie schnell der Wind sich drehen kann. Eure Willkommensbereitschaft für Flüchtlinge zun Beispiel? Wennick mir heute die Nachrichten ankieke, ja, denn würd da jede Abschiebung schon fast jefeiat. Und die Positjonen der Grünen sind mittlaweile in Prinzip deckungsgleich zu den ersten Forderungen eina jewissen Bürgabewegung namens PEGIDA. Willste würkich ausschließen, dit hier in fünf Jahre nich jenauso wieda der natjonale Egoismus regiert?

Ahne: Ick will Schnee, Gott. Ick möchte bitte die Zeit zurück drehn dürfen und mindistens noch eenma so ’n richtich schönen Winta aleben. An besten een wie ’78.

Gott: Und die Obdachlosen?

Ahne: Dit is doch Schuld vonne Regierung, Gott. Dafür kann ick doch nüscht. Sollnwa jetz etwa wegen die Obdachlosen den Klimawandil anheizen, ja? Man muss ooch ma an die Eisbärn denken.

Gott: Wat awartest du einkich von mir? Du gloobst doch sowieso nich an mich?

Ahne: Ick bin Agnostika, Gott. Wie ick dir bereits vor längire Zeit schon ma auseinandaklamüsate, wenn de mir übazeugst, mit deine Anjebote, denn lässt sich üba allit reden. Ick jeh wissenschaftlich an die Sache ran. Ausschließen tuick janüscht. Sollten die Beweise für deine Existenz belastbah sein, denn werdick meenen imaginären Hut lüften und fortan sämtliche deina Jebote befolgen.

Gott: Een Mann, een Wort?

Ahne: Erstma bitte ’n Winta und zwah eenen wie aus ’n Bildabuch.

Gott: Nun ja, wennick dir zun Beispiel ’n Ticket lösen täte, nach Pennsilwehnja?

Ahne: So hamwa nich jewettit, Gott. Ick bin ein Berlina! Winta hier und zwah sofort!

Gott: Ick lass ma doch nich apressen, Sportsfreund.

Ahne: Tja, null zu eins jegen dir würdick ma sagen, wa Gott? Tschüss Gott.

Gott: Tschüss du. Ach, du?

Ahne: Ja, Gott?

Gott: Meinste etwa, ick bin anjewiesen uff deinen Glauben? Meinste, du bist der Nabil der Welt, oda wat? Ein Staubkorn in Wind biste, mein Freund, in Vagleich zur Wüste derjenijen, die bar jeden Zweifils, mir zu Füßen liejen.

Ahne: Würkich? Na, herzlichen Glückwunsch, Gott.

Gott: Ach komm, nich dafür.

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ist ein Mensch, obwohl es in seinem Zimmer stinkt wie in einem Saustall. Vier Bücher seiner „Zwiegespräche mit Gott“ sind bei Voland & Quist erschienen. Sonntags trägt er bei der Reformbühne Heim & Welt in der Berliner Jägerklause gemeinsam mit dem Allmächtigen diese Dialoge vor. Solo kann man ihn vom 11. bis 13.1. im Comedy-Club Kookaburra erleben.

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