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wortwechselUnter Strom – an der Kette der Konzerne

Freiwillig an den Info-Tropf des Smartphones gelegt? Unfreiwillig per BlockchainSchweizer Energiedeals bedienen? Und wann werden wir fürs Googeln zahlen müssen?

Smarte Sirenen

„Ja, wir hängen den ganzen Tag am Smartphone“, taz vom 30. 12. 18

Liebe Marie, ich finde deinen Text gut. Vieles von dem, was du über den Gebrauch des Smartphones schreibst, leuchtet ein. Dennoch: Gehörst du auch zu den Menschen, die es nicht stört, dass ihnen – wenn sie mit dem Bus fahren – der Blick nach draußen durch die auf die Fensterscheiben aufgeklebte Werbung verwehrt wird, weil sie ihre Aufmerksamkeit ohnehin die meiste Zeit dem Smartphone schenken, oder hast du vielleicht das Glück, dass die Busse in deiner Stadt gar nicht mit Reklame zugekleistert werden? Wäre es nicht toll, wenn dein Smartphone außerdem mit einem Schweizer Messer ausgestattet wäre? Dann könntest du dir damit ein Butterbrot schmieren, die Wimpern zupfen oder ein Regalbrett an die Wand schrauben, wenn du mal kein WhatsApp-Gespräch führst oder mithilfe von Google Maps den Weg zum nächsten Bäcker suchst. Vor ein paar Tagen habe ich die Ausstellung Pluriversum von Alexander Kluge im Museum Folkwang in Essen besucht. Auch wenn Alexander Kluge durchaus ein Verfechter des Internets ist, standen in einem Begleittext folgende Sätze: „Als Verführerinnen aus antiker Zeit sind die Sirenen für Alexander Kluge in der digitalen Warenproduktion von Silicon Valley wiederzufinden. Digitale Großmächte erraten unsere Wünsche eher, als diese uns selbst bewusst werden. Wie Magnete ziehen sie unsere libidinösen Kräfte aus uns heraus und stellen sie uns als Marktangebot gegenüber.“

Karl Schulte, Hamm

Früher gab’s Grips

„Ja, wir hängen den ganzen Tag am Smartphone“, taz vom 30. 12. 18

Eine Kommunikation ohne Gegenüber, die nur via Bildschirm läuft, ist keine Kommunikation im ursprünglichen Sinne, denn dazu bedarf es denn doch eines Blickkontaktes. „Unterwegs google ich mal schnell, wie ich von A nach B komme..“ Na toll, früher habe ich dafür meinen Grips benutzt bzw. eine Straßenkarte. Wohin mit der ach so tollen Zeitersparnis? Die geht dann für Facebook, Instagram, Twitter und Netflix drauf? Wenn alles immer leichter und bequemer werden soll, was wird dann aus uns? Wir optimieren uns so lange weiter, bis wir selbst zu Anhängseln von Maschinen werden. In der scheinbaren Nähe und Intimität des Web sind wir mit unseren Freunden nie so nah, wie uns vorgegaukelt wird, immer sitzen unbekannte Dritte mit im Raum, die alles verwerten und verwursten. Wenn aus einem Werkzeug plötzlich ein „Meister“ wird, da guckt der clevere Zauberlehrling am Ende blöd aus der Wäsche. Ich empfehle mal zur Unterstreichung dessen, was ich meine, das letzte Kapitel von „Homo Deus“ von Y.N. Harari, „Ein Kräuseln im Datenfluss“. Jürgen Schierholz, Bremen

Schmerzgrenzen

„Das Problem Perspektivlosigkeit“, taz vom 4. 1. 18

Der neurobiologisch-psychologische Aspekt zum Ursprung von Gewalt:

Joachim Bauer beschreibt in seinem Buch „Schmerzgrenze“ von 2011 sehr differenziert, dass Aggression bei Verletzungen körperlicher und seelischer Art entsteht: Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit ist eine solche seelische Verletzung. Deutlich weist Bauer darauf hin, dass das keine Entschuldigung ist und dass die Verantwortung für aggressive Taten beim Täter liegt. Unabhängig davon ist bei der Suche nach Lösungen dieser Aspekt unabdingbar wichtig. Die jungen Männer, die zu uns kommen (so wie alle Flüchtlinge), kommen, weil sie global ausgegrenzt sind. Erneute Erfahrung von Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit verschärft die Problematik. Die Lösung liegt damit in der Schaffung von Perspektiven und Zugehörigkeit – auf welcher Ebene, in welchem System und wo auch immer.

Cornelia Cordes, Schleiden

Prekariat wehrt sich

„Traumschiff und Nagelstudio“,

taz vom 3. 1. 18

Das Prekariat ist nicht so organisations- und stimmlos, wie hier dargestellt. Natürlich dürfte es gerne mehr sein, aber z. B. haben sich freiberufliche Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache und auch andere Fächer an Unis, an Volkshochschulen, an Goethe-Instituten inzwischen organisiert und vernetzt. Wer wäre aber besser geeignet, ein Aufbegehren gegen Leiharbeit und Arbeitsbefristungen, gegen Niedrighonorare und Minijobs in gemeinsame Kanäle zu leiten, als die Gewerkschaften? Unter dem Dach von Verdi, der GEW, des DGB gibt es erste Pflänzchen der gemeinsamen Interessenvertretung. (Broschüre des DGB: Prekäre Beschäftigung – was ist zu tun?) Ob Popkritikerin, Aushilfsverkäufer oder Küchenhilfe, anstatt sich in melancholischen Gedanken über die eigene Wertlosigkeit – „man ist in Wahrheit: niemand“ – zu ergehen, kann aktive Interessenvertretung nur empfohlen werden: Sie macht Spaß, stärkt das Selbstbewusstsein und fährt – ab und an – Erfolge ein. Und nicht vergessen: Bei jeder durchgesetzten Festanstellung, jedem ertrotzten Urlaubsentgelt die Korken knallen lassen! Ruth Janßen, Düsseldorf

Schweizer Powertrip

„Blockchain als Werbegag“,

taz vom 3. 1. 18

Liebe Frau Herrmann, lieber Herr Koch, heute haben Sie in der taz über das neuen Angebot der Wuppertaler Stadtwerke geschrieben. Was weder im Artikel, noch im Kommentar erwähnt wurde, sind die Kräfte, die hinter dieser Aktion stehen. Ich möchte Ihnen diese Infos liefern. Hinter der Wuppertaler Geschäftsidee steht die schweizerische Axpo. Diese schreibt in ihrem letzten Newsletter vom November 2017, dass vier Axpo-Mitarbeiter „im Rahmen eines konzernübergreifenden Projekts die Elblox Plattform“ aufgesetzt hätten. „Um Elblox marktreif zu machen, hat sich das Projekt-Team einen Partner gesucht: Die Wahl fiel auf die Wuppertaler Stadtwerke (WSW), da diese in diesem Bereich ebenfalls Pionierarbeit geleistet haben und sich der deutsche Markt aufgrund der dortigen Strommarktliberalisierung besonders gut für den Elblox Markteintritt eignet“, heißt es weiter.

Ich bin Sprecherin der örtlichen „Bürgerinitiative Zukunft ohne Atom (ZOA)“, die von deutscher Seite aus den mühsamen Kampf gegen die Bedrohung durch die Vielzahl der Schweizer Atomanlagen kämpft. Die AXPO präsentiert sich gern als „grünes“ Unternehmen. Allerdings ist die AXPO, die zu 100 Prozent den Schweizer Kantonen gehört, aber völlig privat rechtlich agiert, an fast allen Schweizer AKWs beteiligt. Die AKWs Beznau-1 und Beznau-2 sind vollständig im Besitz der Axpo Power AG, ein Tochterunternehmen der Axpo Holding AG. Am Kernkraftwerk Gösgen ist die Axpo Power AG zu 25 % beteiligt Am Kernkraftwerk Leibstadt ist die Axpo Power AG mit 22,8 % und die Axpo Trading AG mit 16,3 % beteiligt (http://www.axpo.com/axpo/ch/de/news/news/medienmitteilungen/2017/strom-aus-der-nachbarschaft--axpo-startet-blockchain-modell-fuer.html)

Hier sucht also offensichtlich jemand einen Weg, um die eigene Marktmacht irgendwie zu erhalten, nachdem ihre Pannen AKWs nicht nur permanent unsere Gesundheit und unser Leben gefährden, sondern noch jede Menge Verlust machen. Mit sonnigen Grüßen. Monika Herrmann-Schiel, Waldshut-Tiengen

Zahlen fürs Googeln?

„Blockchain als Werbegag“,

taz vom 3. 1. 18

Das Bedeutsame an Blockchain ist der hohe Energiebedarf. Wie hoch sind Verbrauch/Belastung wirklich? Wie viel Energie benötigt z. B. eine Google-Anfrage? Darauf geben selbst Experten wie Prof. Wahlster keine direkte Antwort. Können der Beantwortung dieser Frage Journalisten nachhelfen? Egal, ob die Antwort heißt ‚so viel wie die Zubereitung einer Tasse Kaffee‘ oder x Joule. Wir googeln, twittern und skypen kostenlos. Wir sind durch diese Kommunikation abhängig/süchtig geworden. Wann kommt die Rechnung in € für diese Nutzung?

Klaus Warzecha, Wiesbaden

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