Der Absteiger

Seine Silberhochzeit hat ihn letztlich weit mehr gekostet als Bier, Buffet und Bewirtung: seine Reputation, seine Ämter, vielleicht ein bisschen Stolz. Die Laufbahn des Ex-Bundesministers, -Verbandsvorstehers und -SPDlers Karl-Heinz Funke ist am Freitag an einem neuen Tiefpunkt angelangt: Das Landgericht Oldenburg verurteilte ihn wegen Untreue zu sechs Monaten auf Bewährung. Funke habe dem mitangeklagten Ex-Geschäftsführer des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) eine unrechtmäßige Gehaltserhöhung angedeihen lassen.

Dass Funke während des Prozesses zumeist eisern schwieg, wollte so gar nicht passen zu dem eloquenten, auch derben Redner. Frauen verglich er schon mal mit Kartoffeln, Polizisten nannte er „Pfeifen“ und der Milchwirtschaft wollte er mit dem Slogan „Oldenburger Butter hilft dir auf die Mutter“ aufhelfen.

Vom Rat seiner Heimatstadt Varel aus arbeitete sich der wuchtige Friese nach oben, bis ihn Gerhard Schröder als Landwirtschaftsminister ins Bundeskabinett berief. Kleinere Affären – die Missachtung von Baugenehmigungen, Hinweise auf Schwarzarbeit, falsche Spesenabrechnungen – schadeten nicht. Der Weg bergab begann erst mit der BSE-Affäre, über die er 2001 stürzte. Funke kehrte zurück in die Kommunalpolitik, geriet mit Genossen aneinander, bis die SPD-Fraktion auseinanderbrach, wurde schließlich als Ratsvorsitzender abgewählt. Dann kam das mit der Silberhochzeit heraus.

Die hatte der OOWV mit 8.000 Euro bezuschusst. Als das aufflog, gab Funke seine verbliebenen Ämter und Mandate auf und wurde aus der SPD ausgeschlossen. An der Spitze einer Wählergruppe ließ er sich wieder in den Rat wählen – und erklärte jetzt wohl auch deshalb, „einen Fehler“ habe er begangen – „aber kein Unrecht“.  MNO