Humanitäre Hilfe im Jemen am Ende

Hilfsorganisationen fordern eine Feuerpause, um die notleidende Bevölkerung zu versorgen. In der Hauptstadt Sanaa sind die Huthi-Rebellen auf dem Vormarsch

Von Beate Seel

Im Jemen ist die Versorgung der Bevölkerung aufgrund der seit einer Woche anhaltenden schweren Gefechte weitgehend zusammengebrochen. Mehrere Hilfsorganisationen sowie die UNO nahmen dies zum Anlass, eine Feuerpause zu fordern. Die Kämpfe schränkten zudem die Arbeit von Helfern drastisch ein.

„Medizinische Einrichtungen wurden in diesem Konflikt immer wieder angegriffen“, teilte etwa Steve Purbrik, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen im Jemen, am Mittwoch in einer Stellungnahme mit. „Trotzdem unternehmen die Kriegsparteien nichts, um medizinische Einrichtungen zu schützen.“ Hinzu kommt, dass die Menschen im Jemen ohnehin schon unter den Folgen einer Blockade von kommerziellen und humanitären Importen leiden, die am 6. November von der saudisch geführten Kriegskoalition verhängt wurde. Fünf weitere Hilfsorganisationen, darunter Oxfam, haben in einem gemeinsamen Appell eine sofortige Feuerpause gefordert. „Alle an diesem Blutvergießen beteiligten Parteien und diejenigen, die die Konfliktparteien unterstützen, haben die Verantwortung, diesen Schrecken zu beenden und das Leben von Millionen jemenitischer Kinder, Frauen und Männer zu retten,“ teilte Shane Stevenson, Landesdirektor von Oxfam im Jemen, in einer Stellungsnahme mit.

Seit dem Ausbruch der jüngsten Kämpfe in Sanaa Anfang vergangener Woche sind nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) 234 Menschen ums ­Leben gekommen, etwa 400 seien verletzt worden, erklärte IKRK-Sprecherin Iolanda Jaquement am Dienstag.

Vor gut einer Woche war das Bündnis zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und Ex-Präsident Ali Badullah Saleh zerbrochen; bei anschließenden Kämpfen wurde Saleh getötet. Sein Sohn, Ahmed Ali Saleh, rief inzwischen zur Rache an den Huthis auf. „Ich werde den Kampf anführen, bis der letzte Huthi vertrieben ist“, sagte er laut Reuters. Ahmed Ali war früher Kommandeur der jemenitischen Eliteeinheit der Republikanischen Garden.

Trotz dieser markigen Töne gelang es den Huthi-Rebellen, ihre Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa auszudehnen. Wie die britische BBC unter Berufung auf Einwohner Sanaas berichtete, gibt es neue Kontrollposten in der Stadt sowie Berichte, laut denen Anhänger Salehs festgenommen werden.