Zu Weihnachten gibt es Klassiker

Im Hamburger Kino Metropolis wird während und zwischen den Feiertagen Filmgeschichte gezeigt

Von Wilfried Hippen

Manch ein Programmmacher mag die Augen verdrehen, fallen die Namen von die Klassikern wie „Vom Winde verweht“ oder „La Strada - Das Lied der Straße“. Mit ihnen lässt sich kein Reibach mehr machen, denn sie sind heutzutage als DVDs oder auch im Netz ständig verfügbar. Aber es geht auch etwas verloren, wenn jüngeres Publikum gar nicht die Chance bekommt, Filmklassiker in einem Kino zu sehen, denn die Erfahrung des gemeinschaftlichen Anschauens kann kein anderes visuelles Medium ersetzen.

Im Hamburger Kommunalkino Metropolis werden deshalb bis zum Ende des Jahres als „Weihnachtsspecials“ einige von diesen für viele schon oft und immer wieder gerne gesehenen Standardwerke des internationalen Kinos gezeigt. Darunter eben auch „Gone with the Wind – Vom Winde verweht“, der am Tag vor dem Heiligen Abend und dem zweiten Weihnachtstag jeweils ab 19 Uhr gezeigt wird und Fellins „La Strada“, der am Montag auf dem Programm steht.

Auf die festliche Stimmung wurde bei der Filmauswahl nicht unbedingt Rücksicht genommen. So ist Stanley Kubricks „The Killing“, der am Samstag zu sehen ist, ein ganz und gar unbesinnlicher Film über einen Überfall auf ein Wettbüro. Das in seiner strengen Logik gnadenlose Abdriften des vermeintlich perfekten Verbrechens ins Chaos hat Tarantino in seinem ersten Film „Reservoir Dogs“ abgekupfert.

Am ersten Weihnachtstag und noch zweimal zwischen den Feiertagen wird die Komödie „Eine Nacht in Cassablance“ vorgeführt. Er zählt nicht zu den besten Filmen der Marx Brothers und seine beste Pointe kommt gar nicht im Film selber vor: Das Studio Warner Brothers hatte den Marx Bro­thers mit einem Prozess gedroht, weil es glaubte, wegen des Bogartfilms Rechte auf den Titel „Casablanca“ zu haben.

In einem Brief drohte Groucho Marx dann seinerseits damit, die Warners wegen des Gebrauchs des Wortes „Brothers“ vor Gericht zu bringen, weil es die Gebrüder Marx nachweislich schon lange vor den Warners gegeben habe.

Am ersten Weihnachtstag kann man noch eine zweite, ungleich bessere Komödie ansehen. Charles Chaplins „Lichter der Großstadt“ gehört zu jenen Filmen, bei denen Filmkritiker sich nicht schämen einzugestehen, dass sie geweint haben.

Die Geschichte vom blinden Mädchen, das sich in ihren Wohltäter verliebt, ohne zu wissen, dass er ein armer Vagabund ist, wird hier so raffiniert erzählt, dass man zwar alle melodramatischen Tricks erkennt, aber dennoch auf jeden von ihnen hereinfällt. Nur Berthold Brecht fehlte das Anarchistische von Chaplins früheren Filmen und so störte er sich an Chaplins „hündischem Blick“ in der Schlusseinstellung.