: Schreiben und die Fakten
Debatte zu Literatur und Fake News im Brecht-Haus
Von Daphne Weber
Welche Literatur brauchen wir im Zeitalter von Fake News? Über diese Frage diskutierten die Autor*innen Annett Gröschner, Enno Stahl, Simone Kornappel, der Politikwissenschaftler David Salomon und die Journalistin Katja Kullmann am Donnerstag im gut besuchten Brecht-Haus.
Soll Literatur ein „Ich“ in „postfaktischen Zeiten“ stark machen, um besonders glaubhaft zu sein, wie Kullmann vorschlägt? Gab es überhaupt mal ein „faktisches Zeitalter“?, wirft Gröschner ein. Die Diskutierenden reden im Grunde nicht nur über Literatur im engen Sinn, sondern über jegliche Textproduktion. Sie legen offen, wie schwammig von öffentlichen Diskursen festgelegte Termini sind. Sind das nun schon Fake News? Kullmann sieht den Journalismus in der Pflicht, klar zu benennen. Salomon meint, man solle eher Leserkompetenzen schulen, denn jede artikulierte Meinung sei politisch gefärbt. Neutrales Sprechen und den oft beschworenen „neutralen Journalismus“ gebe es nicht: Durch Auswahl der Nachrichten, durch Kommentar und Wortwahl werde immer eine Position deutlich gemacht.
Wie reagiert man auf Fake News? Die Autor*innen stellen fest, dass sich Fake News immer mit dem Aufkommen eines neuen Mediums verstärken. Heutzutage ist das Internet allgegenwärtig, Plattformen wie Facebook vernetzen Menschen auf (fast) der ganzen Welt. Mit neuen Medien schwindet Herrschaftswissen, die Verhältnisse ordnen sich neu. Sind nun nur noch Sachbücher und knallharter Realismus erlaubt? Kornappel betont das „Dazwischen“: Literatur könne auf wahren Begebenheiten beruhen, aber auch fantastisch sein oder alles zusammen. Stahl hakt ein, einen gewissen „analytischen Realismus“ müsse man aufbringen.
Der aber habe mit dem Text an sich erst mal nichts zu tun, sondern mit der Haltung des Autors. Darüber sind sich die Diskutierenden im Brecht-Haus einig: Die Autorin existiert nicht abseits der Welt, sondern mittendrin.
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