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Kampf um Platz vier

Im Mannschafts-Skispringen zeigen sich die Deutschen konstant. Doch der Bundestrainer ist noch auf der Suche nach dem vierten Mann fürs Quartett

Will einen Stammplatz im freien Flug: Karl Geiger beim Weltcupspringen in Titisee Foto: Seeger/dpa

Aus Titisee-Neustadt Klaus-Eckhard Jost

Gemeinsam sind die Norweger eine Bank. Das haben Robert Johansson, Daniel Andre Tande, Anders Fannemel und Johann Andre Forfang wieder bewiesen. In Titisee-Neustadt konnten die Skandinavier auch das dritte Teamspringen in dieser Saison für sich entscheiden, wenn auch nur hauchdünn vor den polnischen Springern.

Das deutsche Quartett mit Richard Freitag, Andreas Wellinger, Markus Eisen­bichler und Karl Geiger belegt Platz drei – und war trotzdem zufrieden. Von Frust oder Enttäuschung keine Spur, auch nicht bei Werner Schuster, seit neun Jahren Bundestrainer. „Wir sind mit großen Ambitionen angetreten, wir waren aber mannschaftlich nicht so geschlossen wie zuletzt. Wir hatten nicht die Konstanz drin“, stellte Schuster fest. „Zum Trauern ist aber nicht der richtige Zeitpunkt“, fügte der Österreicher hinzu. Drei Wochen vor Beginn er Vierschanzentournee mache er sich absolut keine Sorgen. „Wir haben ein gutes Niveau in der Mannschaft“, sagte Schuster.

Da sind zum einen natürlich seine beiden Vorspringer Freitag und Wellinger, die beide in dieser noch jungen Saison schon jeweils einmal gewonnen haben. „Es war ein toller Abschluss für Richard und Andi“, lobte Schuster. Auch Markus Eisenbichler überzeugte den Bundestrainer durch regelmäßige Top-Ten-Platzierungen.

Und dahinter? Da geht es mittlerweile sehr eng zu. Zu Stefan Leyhe und Karl Geiger, die schon seit Jahren zur Weltcup-Mannschaft gehören, haben sich Pius Paschke, David Siegel und Constantin Schmid gesellt. Zudem versuchen – wenn sie auch momentan weit weg sind – die Olympiasieger Marinus Kraus und Andreas Wank das schier Unmögliche noch zu schaffen und aus dem zweitklassigen Continental-Cup wieder ins Team zurückzukehren.

Der Kampf um den vierten Platz im deutschen Team ist in vollem Gange.

Bislang testete Trainer Schuster bei jedem Springen neben seinem Stamm-Trio jeweils einen anderen Springer. Beim Saisonauftakt in Wisla durfte Stefan Leyhe mitspringen. In Kuusamo war es dann Pius Paschke. „Er war ein bisschen nervös. Aber er springt sehr stabil – und das muss man in Kuusamo“, lobte der Coach. Der 27-jährige Oberbayer aus Kiefersfelden, der nur noch dem bayrischen Landeskader angehört, hatte im Sommer wieder mal auf sich aufmerksam gemacht. Durch gute Leistungen im Conti-Cup sicherte er der deutschen Mannschaft einen zusätzlichen Startplatz im Weltcup bis zum kommenden Wochenende in Engelberg.

In Titisee-Neustadt bekam der Oberstdorfer Karl Geiger seine Chance. Er enttäuschte bei schwierigen Bedingungen keineswegs und darf sich auch Hoffnungen auf einen Stammplatz machen.

Im Training spürt man den Konkurrenzkampf. Doch auf die Stimmung im Team drückt er nicht

Auf die Stimmung innerhalb des Teams drückt das intensive Selektionsverfahren keineswegs. Die Athleten selbst haben den Kampf angenommen. „Wir haben ein cooles Teamgebilde“, berichtet Geiger. „Die Dichte ist größer, wir sind mehr zusammengewachsen“, sagt Leyhe, „das macht es schön.“ Vor allem im Training spürt man das. Da müssen alle Springer immer bis ans Limit gehen. Und vielleicht auch mal drüber hinaus.

An den Umgang mit Springern wie Stefan Leyhe und Karl Geiger musste sich Bundestrainer Werner Schuster erst einmal gewöhnen. Vor allem musste er lernen, Geduld mit ihnen zu haben. „Stefan und Karl sind eher Springer, die sich langsam entwickeln, die sich aber immer noch entwickeln“, lautete seine Erkenntnis. Und weil der Pfeil bei beiden eben nach wie vor noch nach oben zeige, hat er an dem 25 Jahre alten Willinger und 24-jährigem Oberstdorfer festgehalten. Mit Erfolg bislang.

Dagegen ist Constantin Schmid ein anderer Typ. Der Oberaudorfer, Nachbar von Marinus Kraus, ist vor zwei Wochen gerade einmal 18 Jahre alt geworden.

„Es ist nicht so weit, dass wir neue Namen präsentieren können“, sagte Schuster vor Saisonbeginn. Und nannte doch noch einen weiteren Namen: den von Constantin Schmid. „Er ist einer, der in den nächsten ein, zwei Jahren zum Team stoßen wird.“ So lange will der Bayer aber nicht warten. In der Qualifikation landete er schon mal vor Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer und Oldie Noriaki Kasai. „Das war schon schön, aber es war eine Momentaufnahme“, dämpft Schmid zu hohe Erwartungen, die in ihn gesetzt werden könnten, und fügt hinzu: „Jetzt schaue ich, dass ich noch weiter nach vorne komme.“ Und zwar möglichst schnell.

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