taz sachen: Da reimt sich was zusammen
„Sag mal“, fragt der Kollege erstaunt und zeigt auf die Seite-1-Kolumne verboten. „Hat Lena Meyer-Landrut tatsächlich exklusiv für die taz einen Kommentar zur Bienenliebe der Grünen verfasst?“ Nein, so weit reicht die Zuneigung der Schlagersängerin dann wohl doch nicht für die sich gern spöttisch gebende taz-Rubrik.
Begonnen hatte alles mit der großen Schwester der verboten, der Schlagzeile auf der Seite 1. Diese griff Anfang letzter Woche zweimal in Folge zum Wissen der Dichter, um die Lage der Nation in Worte zu fassen. Erst Brecht, dann Hesse. Darob beschloss verboten, sich fortan zum Hort der Lyrik zu erheben und großen Geistern wie Friedrich Schiller, Dirk von Lowtzow, Ingeborg Bachmann und eben auch Lena Meyer-Landrut Asyl zu gewähren. Manches war zwar nur gut abgehangene Gebrauchtlyrik. Aber das ist ja die Kunst der Poesie: Sie trifft fast immer mit schmeichelndem Worte.
Und wie findet man die? Ganz einfach: Das verboten-Rechercheteam versenkt sich stundenlang in die staubigen Archive der taz, erinnert sich an zurückliegende Deutschstunden und … dann erwacht der Seite-1-Redakteur aus seinen Träumen. Ihm fällt ein, dass es kein Team gibt, dass er alle Gedichte vergessen hat. Also greift er ganz profan zu Google und macht sich seinen Reim drauf.
Doch nun hat verboten ein Problem. Es bekommt Lob! Positive Leserbriefe!
Dafür wurde verboten nicht erfunden. So gibt es heut’ noch mal Goethe, zum krönenden Schlusse. Aber ab morgen nur noch Prosa, respektlos, wie es sich gehört.
Gereon Asmuth
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