die dritte meinung: Für Pakistaner ist in Deutschland kein faires Asylverfahren möglich, schreibt Asif Syed
Asif Syed
stammt aus Pakistan und ist Gründer von „Stop Deportation“. Der 33-Jährige ist nicht von Abschiebung bedroht, setzt sich aber für betroffene Landsleute ein.
Viele meiner pakistanischen Freunde werden morgens von der Polizei aus ihrem Bett geholt und in Flugzeuge gezwungen. Dabei ist ein gerechtes Asylverfahren für Pakistaner nicht gegeben. Die Abschiebungen widersprechen dem Geist des Asylrechts. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 wurden die Asylanträge von 11.247 Pakistanern abgelehnt. Dies schafft eine Atmosphäre von Angst und Frustration innerhalb unserer Community. Im Jahr 2016 verließen mehr als 6.000 Personen mit pakistanischer Staatsangehörigkeit Deutschland. Ein Teil dieser Menschen wurde unter Druck gesetzt, eine „freiwillige“ Rückkehr anzutreten, die meisten aber wurden abgeschoben.
Nach der Abschiebung werden sie aufgrund der Einwanderungsgesetze Pakistans angeklagt und müssen ins Gefängnis. Denn wer als pakistanischer Asylbewerber ohne gültige Papiere und Visum nach Deutschland kommt, ist nach pakistanischer Lesart illegal eingereist und hat damit die Ehre Pakistans verletzt. Dieses „Verbrechen“ wird mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.
Das Post-Deportation-Monitoring-Netzwerk berichtet über das Risiko in Pakistan, nach der Abschiebung inhaftiert und gefoltert zu werden. Die pakistanische Polizei nimmt häufig völlig willkürlich und unter falschen Anschuldigungen Menschen fest, um Geld zu erpressen.
Seit 2010 ist das Rückübernahmeabkommen zwischen Pakistan und der EU in Kraft. Durch die Kooperation ist es einfacher, „unerwünschte Menschen“ loszuwerden, unter anderem durch den Zugriff auf Datenbanken, den Abgleich personenbezogener Daten sowie durch den für die Deportationen notwendigen Passersatz.
In Berlin wurde von Abschiebungsversuchen berichtet, bevor die Ausreisepflicht überhaupt kommuniziert wurde. Zudem sind in letzter Zeit Beamte in Zivilkleidung zur Abschiebung erschienen, was es diesen ermöglicht, noch unerwarteter zu handeln. Diese Praxis und das Rücknahmeabkommen sind unmenschlich. Wir sind Menschen mit individuellen Asylgründen und nicht Vertreter Pakistans.
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