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wie machen sie das?Die Schau-spielerin

Julia Gorr, 35, ist Theater- und Filmschauspielerin. Sie spielt im „Theater der Lieder und Worte“ in Berlin, das seit 12 Jahren Stücke für Kinder inszeniert.

taz am wochenende: Kinder als Publikum sind unberechenbar. Sie reden laut, schreien, weinen. Sie müssen als Schauspielerin die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich ziehen. Wie machen Sie das?

Julia Gorr: Indem ich selbst von Anfang bis Ende voll konzentriert bleibe. Was bei Erwachsenen über Intellekt geht, funktioniert bei Kindern übers Gefühl. Wenn ich alles fühle, was ich spiele, wenn ich sie mitnehme, dann läuft es meistens gut. Dann gehen sie mit. Sie rufen dann zwar rein, aber man freut sich darüber. Denn auch wenn das erst mal stört, ist es ein Zeichen dafür, dass es den Kindern gut gefällt.

Wie begeistert man Kinder für das Theater?

Gut ist es, Interaktion ins Stück einzubauen. Das geht nicht immer, klar. Aber es steigert die Aufmerksamkeit enorm. Sie helfen dann etwa aktiv dabei, das Märchen voran­zubringen und bleiben dabei.

Und wenn es mal nicht klappt und die Kinder wirklich nur Quatsch machen?

Dann darf man sich das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Wichtig ist, dass man Kinder auf das Stück vorbereitet, vor allem Schulklassen.

Wie denn?

Da können Schulen auch das Angebot der Theaterpädagogen in Anspruch nehmen, die vorher in die Klasse kommen und mit den Schülern über das Stück reden. Gut sind auch Publikumsgespräche danach. Da werden oft sehr tiefgehende Fragen gestellt. Manchmal kann man sie im Laufe des Stücks auch überzeugen und ein lautes Publikum wird immer aufmerksamer, manchmal klappt das aber auch nicht.

Und dann?

Dann spielt man eben für sich, so, als gebe es das Pu­bli­kum nicht. Man hält kurz inne und spielt weiter, als wäre nichts geschehen. Das ist der einzige Ausweg. Erst wenn es wirklich für alle unerträglich und gefährlich wird, ist Schluss. Dann brechen wir ab.

Ist Ihnen das schon passiert?

Nein. Gefährlich wurde es noch nie. Aber eine Kollegin hat erzählt, dass Jugendliche während eines Stücks randaliert und eine Flasche auf die Bühne geschmissen haben.

Sind Kinder heute weniger aufmerksam als früher?

Schon, aber nicht nur sie, auch Erwachsene. Daran ist wohl vor allem das Smartphone schuld. Es sollte natürlich während der Vorstellung ausgeschaltet sein. Doch selbst Erwachsene lassen es an und gucken zwischendurch immer wieder drauf. Bei Kindern und Jugendlichen ist es fatal. Wenn sie es anlassen, dann kann man als Schauspieler nichts mehr machen. Das vibrierende Ding in der Tasche wird das beste Stück kaputt machen.

Interview: Femida Selimova

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