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Wolfgang Gast Leuchten der MenschheitIm Maschinenraum des Kalten Krieges

Foto: taz

Was haben Uwe Barschel, Olof Palme und William Colby gemeinsam? Genau: Sie sind gestorben. Barschel, früherer Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, wurde am 11. Oktober 1987 im Genfer Hotel Beau Rivage tot in seiner Badewanne aufgefunden. Palme, der schwedische Ministerpräsident, wurde am 28. Februar 1986 nach einem Kinobesuch in der Stockholmer Innenstadt von einem Unbekannten erschossen. Colby, Mitte der siebziger Jahre vom Posten als Chef der CIA gefeuert, verschwand am Abend des 27. April 1996 spurlos von seinem Landhaus gegenüber Cobb Island im US-Bundesstaat Maryland. Seine Leiche wurde eine Woche später in Ufernähe entdeckt. Möglicherweise, hieß es später, habe der hochrangige Ex-CIA-Mann bei einem Paddelausflug einen Herzinfarkt erlitten.

Eindeutig ist die Todesursache nur bei Olof Palme. Das Motiv des Täter liegt allerdings noch im Dunklen. Im Fall von Uwe Barschel streiten sich bis heute Sachverständige, Richter und diverse Autoren, ob es sich beim Tod des „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“-Politikers um einen Suizid oder um ein Mordkomplott gehandelt hat.

Reichlich Gemeinsamkeiten will jetzt das Autorenduo Patrik Baab und Robert E. Harkavy „Im Spinnenetz der Geheimdienste“ (Westend 2017) entdeckt haben. Alle drei, so die knapp zusammengefasste These von Baab und Harkavy, hätten tief im Sumpf der „Iran-Contra-Affäre“ gestanden. Eine streng geheime Operation der Reagan-Regierung, bei der mit den Gewinnen aus illegalen Waffengeschäften mit dem Iran die rechtsextreme Contra-Guerilla in Nicaragua im Kampf gegen die (damals) revolutionären Sandinisten unterstützt wurde. Barschel, Palme und Colby seien getötet worden, weil sie als unsichere Kantonisten gegolten hätten. Auf 383 Seiten jede Menge Vermutungen, tatsächliche Widersprüche, einige abgebildete Dokumente. Die Smoking Gun allerdings, die fehlt. Das Buch, so die Autoren, „führt in jene verbotene Zone, in der nicht nur diskret spioniert, sondern die Drecksarbeit erledigt wird“.

1998 gab taz-Kollege Michael Ringel das wunderbare „Listenreiche Buch der Wahrheit“ heraus. Darin werden unter anderem die 21 besten Verschwörungstheorien aufgelistet. Hier die Top Five: 1. Die Mondlandung wurde von der Nasa vorgetäuscht. 2. HIV wurde in CIA-Labors entwickelt, um ethnische Gruppen oder Minderheiten auszurotten. 3. Es gibt eine jüdische Geheimorganisation, die die Weltherrschaft anstrebt. 4. Martin Luther King wurde von Mafia und FBI-Chef J. Edgar Hoover ermordet. 5. John F. Kennedy wurde von der Mafia oder der CIA oder Regierungsmitgliedern ermordet.

Ganz so weit nach oben werden es Raab und Harkavy dann wohl doch nicht bringen.

Wolfgang Gast ist Redakteur der taz

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