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heute in hamburg“Meine einzige Chance war das Akkordeon“

Foto: dpa

Esther Bejarano, 92, überlebte Auschwitz, ist Mitbegründerin sowie Vorsitzende des Internationalen Auschwitz-Komitees und Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes.

taz: Frau Bejarano, wie kam es, dass Sie in dem Mädchenorchester in Auschwitz mitspielten?

Esther Bejarano: Die Nazis wollten dort unbedingt ein Orchester haben, und es fehlte ein Akkordeon. Meine einzige Chance war also, Akkordeon zu spielen. Ich hatte zwar vor meiner Deportation nach Auschwitz Klavier gelernt, aber Akkordeon eben nicht. Ich habe mich trotzdem gemeldet und wurde Gott sei Dank angenommen. Und ich habe es geschafft, zu spielen, was von mir verlangt wurde.

Und heute machen Sie Musik gegen das Vergessen.

Ja, heute singe ich am Ende der Veranstaltung in der Uni zusammen mit der Microphone Mafia Lieder gegen den Krieg und für den Frieden.

Was für Lieder sind das?

Es sind alte Lieder für die Völkerverständigung, die in Ghettos und in manchen Lagern gespielt wurden. Ich werde auch Ausschnitte aus meinem Buch „Erinnerungen“ lesen. Wir müssen daran erinnern, was damals geschah, im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust. Auch die Pogromnacht gegen die Juden am 9. November 1938 darf niemals vergessen werden.

Warum ist es so wichtig, das nicht zu vergessen?

Nach dem Kriegsende 1945 hat man alles totgeschwiegen und über die ganzen Verbrechen nicht gesprochen. Den Nazis hat man geholfen, ins Ausland zu fliehen, damit sie für ihre Verbrechen nicht bestraft werden. Es hat nicht genug Aufklärung in Deutschland gegeben. Und jetzt haben wir die AfD und die NPD. Das sind rechtslastige Parteien, die gegen unsere Demokratie sind. Gegen die muss man unbedingt kämpfen.

Wie machen Sie das?

Ich bin andauernd unterwegs. Ich gebe Konzerte und gehe in die Schulen, um mit jungen Menschen über die Zeit des Nationalsozialismus zu reden. Denn wenn man nicht weiß, was damals geschah, dann kann es passieren, dass sich so etwas wiederholt. Und das wollen wir ja wohl nicht.

Dieses Jahr ist der Schwerpunkt Ihrer Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ Griechenland. Warum?

Aus Griechenland haben die Nazis ganz viele Juden nach Auschwitz gebracht. Die Nazis haben in Griechenland alles verwüstet und viele Verbrechen begangen. Bis heute hat man dem Land, das damals so gelitten hat, dafür überhaupt keine Wiedergutmachung bezahlt. Das müssten wir eigentlich tun.

Interview Adèle Cailleteau

„Gegen das Vergessen. Die Ermordung der griechischen Jüdinnen und Juden und die deutsche Reparationsschuld“ – Bejarano & Microphone Mafia: 19.30 Uhr, Uni, Von–Melle–Park 9, Hörsaal Fachbereich für Sozialökonomie

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