piwik no script img

Nachschlag gefordert

Boxweltmeister Anthony Joshua bezwingt Carlos Takam durch technischen K. o. Doch so ganz überzeugt der neue Star der Schwergewichtsszene nicht

Nicht leicht wegzuhauen: Carlos Takam (M.) wehrte sich zehn Runden lang gegen Anthony Joshua Foto: dpa/Potts

Von Martin Krauss

Zwölf Tage Vorbereitung hatte Carlos Takam, um dann in der 10. Runde aus dem Ring genommen zu werden. Technischer K. o. gegen den Briten Anthony Joshua. Der Franzose Takam, der als Ersatz für den verletzten Pflichtherausforderer Kubrat Pulev eingesprungen war, konnte das Urteil gegen ihn nicht verstehen. „Ich weiß nicht, warum der Ringrichter den Kampf gestoppt hat“, sagte der 36-jährige Schwergewichtler.

Schon dass Anthony Joshua über zehn Runden gehen musste, war nicht eingeplant. Dann brach sich der Weltmeister bei einem unbeabsichtigten Kopfstoß in der 2. Runde sogar noch die Nase. Nach allem, was die Statistik hergibt, führte Joshua zwar deutlich: Jabs, Power Punches, leichte Treffer – aber Takam tat, was ein erfahrener Boxer kann. Er weigerte sich, seinem Gegner vor die Füße zu fallen.

So war der gebürtige Kameruner, Nummer 20 der Weltrangliste, der unerwartet schwere Gegner für den 28-jährigen Joshua, der seit seinem Sieg über Wladimir Klitschko die WM-Gürtel der Verbände IBF, IBO und WBA trägt und von dem die Boxbranche – vor allem sein Promoter Eddie Hearn – hofft, dass er das Schwergewichtsboxen profitabel macht.

20 Kämpfe, 20 Siege, alle 20 vorzeitig. Mit diesem fein rausgeputzten Rekord soll Joshua das Erbe solch großer Boxer wie der Klitschkos, Lennox Lewis oder Evander Holyfield antreten. Daher war der Kampf gegen Takam im Principality-Stadion von Cardiff vor 80.000 Zuschauern nur als Zwischenstopp gedacht gewesen. Alles war gegen den Bulgaren Kubrat Pulew vorbereitet, der als schlagbar galt. Dann sagte der ab, und der als noch leichter schlagbare Takam kam kurzfristig.

Carlos Takam hattenur zwölf Tage Vorbereitungszeitfür diesen Kampf

Doch nach dem Kampf kam Joshua nicht umhin, seinem Gegner Respekt zu zollen. „Ich hatte keinen Einfluss darauf“, kommentierte er die TKO-Entscheidung des Ringrichters. „Respekt für Takam. Er war wie Evander Holyfield, immer wieder duckte er sich und tauchte wieder auf.“ Der Vergleich mit dem früheren US-Weltklasseboxer, der einst Mike Tyson so zur Verzweiflung brachte, dass dieser sich nicht anders zu wehren können glaubte, als das Ohr abzubeißen, passte durchaus. Technisch versiert, ungeheuer erfahren und nicht so leicht zu beeindrucken. „Ich will einen Rückkampf“, forderte Takam entsprechend und verwies noch einmal darauf, dass er nur zwölf Tage Vorbereitungszeit hatte, um so einen großen Kampf zu liefern. „Ich will wieder gegen ihn boxen.“

Aus dem Mund von Joshuas Promoter Manager Hearn sprudelten jedoch andere Namen. Solche, die höhere Einnamen versprechen. „Deontay Wilder gegen Joshua muss bald über die Bühne gehen.“ Das wäre dann die Chance für seinen Schützling, den WBC-Titel zu erkämpfen. „Es gibt auch noch ein großes Schwergewicht namens Tyson Fury“, fügte Hearn hinzu und erinnerte an den Mann, der 2015 spektakulär Wladimir Klitschko besiegte. Und er brachte den Neuseeländer Joseph Parker, Weltmeister der WBO, ins Gespräch. „Wilder, Fury, Parker – das sind die Kämpfe im Jahr 2018“, verkündete Hearn, und er hat schon eine Idee, wo das meiste Geld lauert. „Ich glaube nicht, dass wir ins Ausland gehen sollten.“

Immerhin gab es an jenem Abend in Cardiff noch einen anderen Blick auf die Zukunft des Boxsports. Katie Taylor, trotz ihrer 31 Jahre erst seit elf Monaten Profiboxerin und in Irland schon sehr populär, Kampfname „Raging Belle“ –, holte sich in Cardiff gegen Anahi Sanchez aus Argentinien ihren ersten WM-Titel im Leichtgewicht. „Für mich ist das erst der Anfang“, sagte Taylor.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen