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Pistolen, Plakate, Bilder

Das Deutsche Historische Museum Berlin zeigt 1917 als komplexen Prozess – ohne zu werten

Aus Berlin Klaus Hillenbrand

Ein schwarzer Holzkasten steht am Beginn dieser Ausstellung in einer Vitrine. Im Innern liegen, auf rotem Samt gebettet, die Paradeuniformteile von Alexej N. Romanow, dem Thronfolger. Schulterstücke, blaue Mütze, Degen. Der schwarze Kasten stammt von 1911. Weit entfernt – nicht nur in Metern – ist eine unscheinbare farbige Postkarte ausgestellt. Mit „Hotel Beau Séjour in Zimmerwald“ ist das Motiv einer grünen Gebirgslandschaft unterschrieben. 1915 traf sich hier in der Schweiz eine sehr männliche Gesellschaft. Zimmerwald markierte den Bruch zwischen Revolutionären und Sozialdemokraten.

Diese Ausstellung zu 100. Jahren Oktoberrevolution nimmt sich viel Raum für die Vorgeschichte. Ehe man sich versieht, hat man das Eigentliche – die Revolution – schon passiert und ist mitten in den weltumspannenden Nachwirkungen. Aber was ist das Eigentliche? Der Sturm auf das Winterpalast in St. Petersburg? Der blutige Bürgerkrieg? Lenin, dessen Büsten und Memorabilien den Beginn eines furchtbaren Personenkults einläuten? Die Revolution, so viel wird deutlich, passiert nicht an einem Tag, sondern war ein komplexer Prozess.

Die Ausstellungsmacher präsentieren mehr als 500 Objekte. Pistolen, Plakate, Gemälde, aber keine Wertung. Ein wenig mehr Mut zur Einordnung hätte nicht geschadet.

1917. Revolution. Russland und Europa. Deutsches Historisches Museum, Berlin

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