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die gesellschaftskritikÜberwachung in Echtzeit

WhatsApp verspricht uns technischen Fortschritt ohne die Preisgabe unserer Daten. Doch es wäre nicht das erste Versprechen, das sie brechen

Der zu Facebook gehörende Nachrichtendienst WhatsApp hat eine neue Funktion eingeführt. Künftig können Nutzer*innen ihren eigenen Standort in Echtzeit freigeben. Das heißt: Bewege ich mich mit meinem Smartphone, bewegt sich auch mein Standort auf der Karte. Zuvor war es bloß möglich, seinen momentanen Standort zu verschicken. Die Funktion der Übermittlung ist wahrlich nicht neu – bei Google oder dem Messenger Telegram gehört sie schon seit längerer Zeit zum Standard. Doch bei WhatsApp wird die Anwendung nun mehr als einer Milliarde Nutzer*innen zur Verfügung gestellt.

Nutzer*innen können ihren Standort mit einer oder mehreren Freund*innen teilen; in einem selbst gewählten Zeitraum von 15 Minuten, einer oder acht Stunden. Ein praktisches Tool. Beispielsweise auf einem Musikfestival: Eine geht Bier holen, ein anderer auf Toilette, eine Dritte tanzt vor der Bühne. Über den geteilten Live-Standort lässt es sich nun leicht wiederfinden.

Doch ist es wie so häufig? Wir bekommen technischen Fortschritt, doch wer ihn nutzen möchte, muss seine Daten hergeben? WhatsApp verneint. Die Freigabe des Standorts sei durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gesichert. Das heißt, weder der Nachrichtendienst noch Facebook hätten Zugriff auf unsere Daten. Bloß die Empfänger*in und Sender*in könnten diese einsehen und die Freigabe auch zu einem selbst gewählten Zeitpunkt wieder beenden.

Doch zuvor ist der Nachrichtendienst schon häufiger in die Kritik von Datenschützer*innen geraten. WhatsApp wollte Telefonnummern mit Facebook teilen, obwohl sie vorher anderes angekündigt hatten. Was also, wenn WhatsApp ihre Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen demnächst auch bezüglich der Standortfreigabe verändern? Zusätzlich machte der US-amerikanische Software-Entwickler Robert Heaton auf das Datenschutzproblem des Messenger-Dienstes aufmerksam. Es sei ein Leichtes, die WhatsApp-Präsenzzeiten anderer Nutzer ständig zu überwachen.

Bevor ich also Gefahr laufe, mich in Echtzeit überwachen zu lassen, verzichte ich lieber auf den ein oder anderen technischen Fortschritt und mache feste Verabredungen mit meinen Freund*innen aus.

Carolina Schwarz

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