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Lars Penning Filme aus dem Archiv–frisch gepresst

James Bond war stets die Jetset-Version des Geheimagenten: perfekt sitzender Smoking, Martiniglas in der Hand, heute in die Schweiz gejettet, morgen auf die Bahamas. Doch der britische Agententhriller der 1960er-Jahre hatte noch einen anderen Spion zu bieten, den man als direkten Antipoden zu Bond konzipiert hatte: Harry Palmer (Michael Caine) ist ein kurzsichtiger stoischer Hobbykoch mit Cockney-Dialekt, dem seine Vorgesetzten bestätigen, er sei arrogant, renitent und undurchsichtig – also eigentlich alles, was man von einer Figur in einem richtig guten Spionagefilm erwarten kann. In „Finale in Berlin“ (1966, R: Guy Hamilton) reist Palmer in die damalige Mauerstadt, um die Flucht eines hochrangigen sowjetischen Offiziers in den Westen vorzubereiten. Doch der russische Oberst hat tatsächlich ganz andere Pläne – und Palmer ist der einzige, der seinen Gegenspieler wirklich ernst nimmt und in dem undurchsichtigen Treiben halbwegs den Überblick behält (26. 10., 20 Uhr, Babylon Mitte).

Mit Paul Martins Komödie „Glückskinder“ (1936) und Frank Capras „It Happened One Night“ (1934) zeigt das Filmmuseum Potsdam an einem Abend zwei Filme mit direktem Bezug zueinander. Denn die Geschichte der vor einer Heirat geflüchteten verwöhnten Erbin (Claudette Colbert), die auf einer Busfahrt von einem hartgesottenen Reporter (Clark Gable) mit dem Leben „normaler“ Menschen bekannt gemacht wird, nahmen sich Martin und seine Autoren zum Vorbild ihrer deutschen Screwball-Comedy. Nach einer literarischen Vorlage des amerikanischen Autors Brian Marlow schickten sie Lilian Harvey und Willy Fritsch in eine in New York spielende temporeiche Verwechslungshandlung um einen Gerichtsreporter und eine vermeintlich obdachlose junge Frau und schufen einen der unbekümmertsten Filme jener Jahre (Glückskinder, 26. 10., 18 Uhr, It Happened One Night, 26. 10., 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Mit seinem Film „Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe“ tourte der Regisseur Philipp Hartmann durch die Kinos der Republik und nutzte dabei die Gelegenheit, ebenjene Kinos und ihre Betreiber zum Thema der Dokumentation „66 Kinos“ (2016) zu machen: ein impressionistischer Blick auf große und kleine Städte und Kinosäle, von Multiplex bis zur kommunalen Kinoarbeit. Es geht um den Umbruch der Digitalisierung, Konzepte zum Überleben – und eine mit viel Liebe und Enthusiasmus betriebene Arbeit (30. 10, 19 Uhr, Eiszeit Kino, 31. 10, 11 Uhr, Bundesplatz-Kino, 1. 11., 19.30 Uhr, Wolf Kino).

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