: Abwahl erwünscht
Mitglieder des AfD-Landesvorstands Niedersachsen fordern einen Neuanfang
Der AfD-Landesverband Niedersachsen kommt nicht zur Ruhe. Am Abend der Landtagswahl kündigten sieben Vorstandsmitglieder dem Landeschef Armin Paul Hampel faktisch die Gefolgschaft. Ein „Weiter so!“ sei nicht mehr möglich, erklären die stellvertretenden Landesvorsitzenden Jörn König, Wilhelm von Gottberg und Oliver Westphal.
Sie fordern, „zum Wohle des Landesverbandes“ eine Neuwahl des Vorstandes zu ermöglichen. Den Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Schreibens hätten sie so gewählt, dass der Wahlkampf nicht beeinträchtigt werde, schreiben die drei Stellvertreter, die unter anderem von der Landesschatzmeisterin Evi Witerzens unterstützt werden.
Hampel, einem Duzfreund des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Alexander Gauland, machen sie schwere Vorwürfe. Spätestens seit Juli dieses Jahres sei erkennbar gewesen, dass die Arbeit ohne eine personelle Erneuerung nicht fortgesetzt werden könne. Das demokratische Prinzip der gleichberechtigten Mitbestimmung sei durch einen „Alleinführungsanspruch, nach dem Motto: ‚Divide et impera‘ (Teile und herrsche)“ ersetzt worden.
Die Vorstandsmitglieder halten Hampel zudem „Versäumnisse und Eigenmächtigkeiten“ vor sowie eine „sehr geringe Bereitschaft zur Selbstreflexion“. Angesichts der Machtverhältnisse im Landesvorstand bitten die Unterzeichner die Kreisverbände, einen außerordentlichen Parteitag zu beantragen.
Das Ergebnis der Landtagswahl war aus Sicht der AfD mit 6,1 Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Hampel machte als Schuldige die Ex-Bundesvorsitzende Frauke Petry aus. Ihr Rückzug habe der Partei massiv geschadet. Auf der Landespressekonferenz räumte er am Montag auch noch ein – ohne die eigene Arbeit zu reflektieren –, dass die AfD in der Fläche nicht verankert sei und ihre Kandidaten noch nicht so bekannt waren. Die Vorhaltungen aus dem offenen Brief wischte er weg. An Rücktritt denke er nicht. AS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen