: VW entdeckt Wilhelmshaven
Volkswagen will seine Autoteile künftig offenbar über den Jade-Weser-Port verschiffen. Diese Erfolgsmeldung platziert Niedersachsens Wirtschaftsminister zur rechten Zeit
Von Klaus Wolschner
Gute Nachricht für den Jade-Weser-Port (JWP): Nach Informationen der Oldenburger Nordwest-Zeitung (NWZ) will Volkswagen am Tiefwasserhafen für die Marken VW und Audi ein Logistikzentrum für Autoteile einrichten. Das komplette Asiengeschäft mit Autoteilen soll demzufolge künftig über Wilhelmshaven abgewickelt werden.
Seit Monaten werde vertraulich mit der chinesischen Cosco-Reederei verhandelt, zitiert die NWZ den niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). Der Verdacht liegt nahe, dass ihn der Landtagswahlkampf motivierte, aus dem Nähkästchen zu plaudern. „Die Verhandlungen befinden sich auf einem guten Weg“, kommentierte die niedersächsische Tochterfirma für das Flächenmarketing am JWP diese Indiskretion, entschieden sei in China noch nichts. „Der Jade-Weser-Port ist für uns ein alternativer Standort. Wir befinden uns dazu in intensiven Gesprächen mit den Prozesspartnern der möglichen Standorte“, hieß es unterkühlt von VW.
Konkret geht es um 13 Hektar, auf denen eine Halle entstehen soll, in der Autoteile gelagert werden, ehe sie in Container verpackt werden. Ab 2018 könnten 15.000 Container mit Autoteilen für Dalian und Shanghai abgefertigt werden. VW plant die Schaffung von 150 Arbeitsplätzen, es könnten mal 300 werden.
Für Wirtschaftsminister Lies ist das eine Erfolgsmeldung, weil sie den positiven Trend des JPW zeigt. Schon 2014 hatte er in China Klinken geputzt und 2016 schlug Eurogate am JWP dann insgesamt 480.000 Container (TEU) um. Anfang Mai legte der Frachter „OOCL Tianjin“ mit fast 9.000 TEU erstmals in Wilhelmshaven an, das erste Schiff der neu gegründeten Reederei-Allianz Ocean Alliance. Zur Ocean Alliance gehören bald elf der weltweit größten Containerschiffe. Die Zahl der Eurogate-Beschäftigten soll am JWP von 400 auf bis zu 600 Mitarbeiter steigen.
Dieser Optimismus schlägt sich auch in der Debatte über die Perspektiven nieder: 2025 könnte der JWP an seine Grenzen stoßen, prognostizierte das Bremer Institut für Seeverkehrs-Wirtschaft. Und der Hamburger Berater Martin Makait, der für die Bundesregierung eine Seeverkehrsprognose 2030 erstellt hat, glaubt, dass Hamburg sich an der zweiten Ausbaustufe des JWP beteiligen und seinen Widerstand gegen den Konkurrenten in Wilhelmshaven aufgeben wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen