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Der Mechaniker

MAXIMAL MUSIC Schneller als der 69-jährige Lubomyr Melnyk ist am Klavier kaum einer

Maximal minimal“: So nannten die Programmmacher der Hamburger Elbphilharmonie vor ein paar Monaten das kleine Festival, das sie der Minimal Music gewidmet hatten. Dafür stehen gemeinhin drei US-amerikanische Komponisten: Philip Glass, Steve Reich und Terry Riley. Sie fingen zur ungefähr selben Zeit, in den 1960er-Jahren, damit an, auf bald dann doch recht unterschiedliche Weise mit minimalem, oder sagen wir: überschaubar variantenreichem musikalischen Material zu hantieren.

Auch wenn vereinzelt Zweifel daran geäußert worden sind, ob deren Musik wirklich als musikalische Entsprechung zum zeitgleich aufgekommen Minimalismus in der bildenden Kunst gelten kann, und die genannten Komponisten mit zunehmender Dauer immer opulenter schrieben: Kanon ist Kanon, und so könnte es einen nicht überraschen, wenn der klanglich nahe Verwandte Lubomyr Melnyk unter „Minimal Music“ einsortiert wird: Auch der kauzige Klavierspieler nämlich fächert derart unbeirrt seine scheinbar immergleichen Dreiklänge auf, dass es manchem rasch als akustische Tapete erscheinen mag.

Erfolg hat der spät entdeckte 69-Jährige seit einigen Jahren denn auch nicht so sehr beim Klassik- oder gar „E-Musik“-Publikum. Sondern in einem Bereich, den man früher vielleicht als Crossover bezeichnet hätte: eine Art Klassik für Club-Gänger, gerne filmmusikalisch, durchweg wohlklingend und daher manchem gleich wieder suspekt. Für den bis heute zumindest in der Kritik hierzulande wirkmächtigen Nieselpriem Theodor W. Adorno wäre das alles schon mal nichts gewesen.

Der in München geborene Melnyk selbst spricht von „Continuous music“, kontinuierlicher Musik also, und er hält dabei eine Spitzenposition, wie man sie eher aus dem Sport kennt (oder extremem Heavy Metal vielleicht): Er ist schnell, bis zu 19 Noten pro Sekunde, und sein erklärtes, vor Jahrzehnten begonnenes Projekt ist das Erzeugen “ununterbrochener Klangwellen“. Man könnte seine hypnotisch strudelnde Musik aber auch einfach so nennen: maximale. ALDI

Sa, 30. 9., 20 Uhr, Bremen, Schwankhalle; So, 1. 10., 20 Uhr, Hamburg, Elphilharmonie (ausverkauft, evtl. Restkarten an der Abendkasse); Di, 3. 10., 18 + 20 Uhr, Hamburg, Immanuelkirche (Restkarten an der Abendkasse)

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