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Kopf-an-Kopf-Rennen bei widrigem Wetter

Laufen Kein Weltrekord, aber ein packendes Duell und ein Favoritensieg: Eliud Kipchoge gewinnt zum zweiten Mal den Berlin-Marathon, doch Debütant Guye Adola hätte ihm fast die Schau gestohlen

Siegerin in guten 2:20:23 Stunden: Gladys Cherono Foto: M. Dalder/reuters

Olympiasieger Eliud Kipchoge hat den Angriff des Debütanten Guye Adola gekontert und zum zweiten Mal nach 2015 den Berlin-Marathon gewonnen. Der 32 Jahre alte Kenianer Kipchoge triumphierte in 2:03:32 Stunden. Auf regennassem Asphalt und bei hoher Luftfeuchtigkeit verfehlte er den Weltrekord, den sein Landsmann Dennis Kimetto vor drei Jahren in Berlin aufgestellt hatte, um 35 Sekunden. Zweiter nach 42,195 Kilometern wurde überraschend der Äthiopier Adola in 2:03:46 Stunden vor seinem Landsmann Mosinet Geremew (2:06:09). Noch nie war ein Debütant schneller.

Für den deutschen Hoffnungsträger Philipp Pflieger endete der zweite Berlin-Marathon vorzeitig und mit Tränen. Der Regensburger musste bei Kilometer 33 aufgeben. Zuvor war er mehrmals an der Seitenbegrenzung auf die Knie gesunken. „Das ist extrem bitter“, sagte der 30-Jährige, „das war so, als wenn mir jemand den Stecker gezogen hätte.“

Für Anna Hahner lief es deutlich besser. Bei ihrem ersten Marathon seit Olympia in Rio kam sie als Fünfte in 2:28:32 Stunden ins Ziel. Damit knackte die 27-Jährige die Norm für die Leichtathletik-EM 2018 in Berlin. Oben drauf gab es 10.000 Euro. „Es war ein Vergnügen heute, ich habe jeden Kilometer genossen. Ich bin total happy“, sagte Anna Hahner. Als Siegerin in sehr guten 2:20:23 Stunden kassierte auch die Kenianerin Gladys Cherono einen Scheck über 40.000 Euro.

„Ich bin glücklich, dass ich bei diesen schwierigen Bedingungen gewonnen habe. Auch als Adola mir davonlief, war ich noch zuversichtlich“, sagte Kipchoge. „Ich glaube immer noch, dass ich den Weltrekord brechen kann.“ Für den Sieg kassiert er eine Prämie von 40.000 Euro, dazu einen Zeitbonus von 30.000 Euro.

Die Spitze passierte die Halbmarathon-Marke bei 61:29 Minuten – 44 Sekunden langsamer als von Kipchoge „angesagt“. Da war der Weltrekord noch in Sicht. Wenig später konnte Mitfavorit Kenenisa Bekele aus Äthiopien dem hohen Tempo aber nicht mehr folgen.

Der hoch gehandelte Wilson Kipsang war bereits bei Kilometer 30 ausgestiegen – 2013 hatte der Kenianer in Berlin noch mit Weltrekord gewonnen. Bekele gab bei Kilometer 36 auf. „So ist der Sport“, kommentierte Kipchoge.

Auf den letzten zwölf Kilometern lieferten sich Kipchoge und der sechs Jahre jüngere Adola ein taktisches Kopf-an-Kopf-Rennen und belauerten sich. Kurz vor Kilometer 37 konnte sich Adola absetzen – doch aus der Sensation wurde nichts. Denn Kipchoge gab nie auf, blieb dran und startete kurz vor Kilometer 41 den entscheidenden Angriff.

Eliud Kipchoge war am 6. Mai den schnellsten Marathon überhaupt gelaufen – allerdings unter Laborbedingungen: 2:00:25 Stunden. Wissenschaftler hatten danach berechnet, dass diese nicht als Weltrekord anerkannte Superzeit in etwa 2:02 Stunden auf einem regulären City-Kurs wie in Berlin entspricht. Doch für eine solche Zeit spielte das miserable Wetter diesmal nicht mit. (dpa)

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